Das Augustiner Kloster in Erfurt bietet ein hervorragendes Frühstücksbuffet, wie in einem Viersternhotel. Gut gestärkt fahren wir los Richtung Gotha. Es geht steil bergauf und die Sonne zeigt ihre Wirkung. Hinter einem Mistwagen bleiben wir stehen und ziehen uns um. Immer noch geht es bergauf, die Nebenfahrbahn hört auf, wir müssen auf die stark befahrene Strasse. Doch dann entdecken wir den Radweg auf der anderen Strassenseite. Dort angelangt stelle ich fest, meine Handschuhe sind nicht mehr da. Verzweifelt durchsuche ich alle Taschen. Schon beschliesse ich, bis zu der Stelle zurückzufahren, wo wir uns umgezogen haben, da finde ich sie. Sie waren in der Jacke eingewickelt.
Auf dem Weg nach Gotha verfahren wir uns etwas und müssen die Route neu planen. Dafür kommen wir auf schöne ruhige asphaltierte Nebenstrassen, die von Zwetschgenbäumen gesäumt sind. Herrlich!
Wieder am Jakobsweg folgen wir den Schildern bis in den Kern von Gotha. Eine fantastische Stadt. Vor der Kirche stellen wir unsere Räder ab. Es ist bereits Mittag und wir planen den restlichen Tag. Hans hat eine Idee: Er will heute noch bis Eisenach fahren und dann ohne Gepäck auf die Wartburg. Dann könnten wir am nächsten Tag die Wartburg und die Fahrt durch den hügeligen Thüringer Wald auslassen und entlang der Werra bis nach Vacha fahren.
Gotha, am Nordrand des Thüringer Waldes, wird erstmals als "Villa Gotaha" im Jahre 775 in einer Urkunde des Frankenkönigs Karl des Großen erwähnt und gehört damit zu den ältesten Siedlungen Thüringens. Die Residenzstadt Gotha besitzt seit dem 12. Jahrhundert das Stadtrecht.
Im 1785 von Justus Perthes gegründeten geographischen Verlag erschien bis 1943 der Gothaer Adelskalender, der als der "GOTHA" weltbekannt wurde.
Im Bild die Margarethenkirche am Neumarkt in Gotha. Bemerkenswert ist das gotische "Brautportal" mit den Statuen Luthers und Melanchthons. Sie können es mit der Plustaste ranzoomen! und die Bilder der Statuen durch Draufklicken vergrössern!
Gotha gefällt mir als Städtchen ausgezeichnet. Es gibt noch viele Renaissance- und Barockhäuser. Ganz besonders interessiere ich mich für das Schloss Friedenstein der Fürsten Sachsen-Coburg-Gotha. Es ist viel grösser, als ich es mir vorgestellt habe; es ist riesig. Ein Barockjuwel.
Ich schiebe das Rad auf dem Hügel und fahre in den gigantischen Schlosshof und kaufe ein Ticket für die Besichtigung. Um alles zu sehen, all die Ausstellungen, den Schlosspark und Orangerie muss man mindestens einen halben Tag rechnen. Mir bleibt knapp eine Stunde. Das reicht aber für die schönsten Räume und das Barocktheater.
Die Zeit drängt. Hans sitzt bereits im Café und wartet auf mich. Schliesslich will ich auch noch etwas essen! Es wird ein Pizzastück.
Die Fahrt nach Eisenach wird zum Abenteuer. Nach Kleinrettbach verlieren wir den sandigen Radweg und enden auf einer Wiese. Wir meinen irgendwie gehe es schon weiter, das endet im totalen Fiasko und wir müssen wieder zurück. Über eine abenteuerliche Brücke gelangen wir samt dem Bach über ein Tal. Der Bach fliesst wirklich über die Brücke!
Auf der anderen Seite finden wir den Radweg wieder.
Radweg rund um die Hörselberge
Endlich wieder ein schöner Radweg, bzw. eine Nebenstrasse und wir kommen nach Sattelstädt. Der Pilgerweg führt über die Hörselberge und wir fahren auf Radwegen und der B7 darum herum. Die Muschelzeichen führen uns nach Eisenach. Bereits von Gotha aus habe ich telefonisch im Diakonissinenheim für uns reserviert. Die Stimme am Telefon war sehr angenehm und die besorgte Frage, ob wir Kaffee zum Frühstück wünschen, war sehr beruhigend. Der Empfang ist überaus herzlich. Die Schwester, mit der ich gesprochen hatte, zeigt uns das Pilgerzimmer. Es ist im obersten Stock, dort wo auch die andere Schwestern leben. Das Zimmer ist komfortabel eingerichtet, Bettwäsche und Handtücher liegen bereit. Es liegen Informationen für Pilger auf und es gibt einen Pilgernotkoffer mit allen möglichen Salben und Medikamenten für wunde Stellen und Blasen - was wir aber nicht benötigen. Direkt neben dem Pilgerzimmer ist das Badezimmer.
Bilder vom Rundgang in Eisenach
Georgenkirche: Die ursprünglich gotische Hallenkirche wurde in der Barockzeit umgebaut. Hier predigte Martin Luther und hier wurde J. S. Bach getauft. Elisabeth von Thüringen hat hier geheiratet.
Das Lutherhaus in Eisenach ist eines der ältesten erhaltenen Fachwerkhäuser Thüringens. Hier wohnte Martin Luther nach der Überlieferung bei der Familie Cotta während seiner Schulzeit von 1498 bis 1501.
Zunächst lassen wir aber unser Gepäck im Mutterhaus der Diakonissinen, unserer Herberge, und fahren mit den jetzt leichten Rädern auf die Wartburg. Wir haben noch Zeit vor der letzte Führung um 17:00. Die Wartburg wurde im 19.Jh. renoviert und mit Gemälden von Moritz von Schwind ausgeschmückt. Teilweise wirkt das ein wenig kitschig. Das Museum in der Wartburg, das wir anschliessend an die Führung besichtigen, besitzt einige interessante Cranach's. Am Ende des Museums-Rundgangs kommt man zur Luther-Stube. Dort hat Martin Luther die Bibel übersetzt.
Mit dem Rad geht es rasch wieder zurück nach Eisenach. Jetzt wird endlich ausgiebig geduscht und wir finden ein Lokal, das für mich noch Thüringer Bratwürste mit Kartoffelpüree und Rotkraut bereit hat.
Mehr über Eisenach und Johann Sebastian Bach auf den Seiten "auf den Spuren von Bach"