Beim Frühstück gibt es pro Gast einen Wurstteller. Es ist so viel, dass ich mir ein Jausenbrötli mache. Ein Ehepaar vom Nachbartisch gibt mir noch seine Wurst dazu. Sie seien zum Mittagessen eingeladen und dürfen jetzt nicht so viel essen.
Das Rad wird wieder gepackt und auf die Strasse geschoben. Der Wasservorrat ist nachgefüllt und schon spüre ich den Sattel wieder. Nach wenigen Kilometern komme ich nach Aalen. Das ist ein herziges Städtchen mit altem Kern. Im Fremdenverkehrsbüro hole ich mir einen Stadtplan und mache eine kleine Rundfahrt. Dabei sind die untenstehenden Fotos entstanden.
Bereits die Römer haben hier ein Reitkastell am Limes, der Nordgrenze des römischen Reiches gegründet. Die Stadtgründung durch den Staufer Kaiser Friedrich II wird um 1240 vermutet.
Den Weg aus Aalen zum Radweg ist nicht einfach zu finden, gelingt aber mit Hilfe des Stadtplans. Immer wieder bleibe ich stehen und studiere meine Karten, lese Strassennamen, wundere mich, fahre ein kleines Stück zurück, um dann wieder umzukehren, endlich überzeugt am rechten Weg zu sein.
8 km nach Aalen in Oberkochen treffe ich auf die Werksgebäude der Carl Zeiss Werke.
Der Hohenlohe-Ostalb Radweg führt durch Königsbronn.
Entlang der Bahn geht es nach Heidenheim. Knapp vorher wird der schöne Radweg unterbrochen. Es findet nämlich eines Landesgartenschau statt und der Radweg würde durch das Gelände führen. Aussen herum auf der Strasse komme ich zur Stadtmitte, finde die Stadt voller Leben, aber sonst nicht sehr aufregend.
Nach der Stadt beginnt eine wunderschöne Stecke bis nach Eselsburg. Das scheint ein beliebtes Ausflugsziel zu sein.
Der Ort Eselsburg liegt am Ende eines malerischen Tales. Die Fortsetzung des Wegs ist irrsinnig steil. Selbst Schieben wird äusserst mühsam. Aber irgendwann ist jede Höhe erklommen. Ich erreiche das Lontal. Die verdiente Bergabfahrt gibt es aber noch nicht. Es geht die Lon flussaufwärts. Die Lon übrigens fliesst in die Brenz und diese bei Gundelfingen in die Donau.
Das Lontal ist wiederum sehr malerisch. Kein Autoverkehr, nur der Radweg. Ein idyllisches Bänkchen lädt ein zur Mittagspause. Andächtig verzehre ich mein dick belegtes Brötchen, einen Apfel und die Getreideriegel, die ich in Ellwangen gekauft habe.
Der Radweg führt aus dem Tal heraus durch einen Wald. Da geht es wieder einmal sehr steil bergauf. Endlich gibt es freie Sicht auf das Donautal und es geht bergab. Bei Langenau komme ich in die Donauauen mit uraltem Baumbestand.
Ich komme nach Elchingen und lese: 'Radweg nach Ulm' und fahre munter drauf los. Dort beginnt mein Unglück. Bei einer nicht beschilderten Wegkreuzung biege ich falsch ab. Fest im Glauben nach Ulm zu fahren, radle ich lange weiter. Es gibt keine Schilder mehr, aber das fällt mir nicht auf. Ich überquere eine Autobahn. Erst eine Ortstafel macht mich stutzig. Wo bin ich?
Lange studiere ich die Karte bis ich mich wieder finde. Also wieder zurück über die Autobahn und dann die Strasse geradeaus nach Ulm. Nach einiger Zeit sehe ich ein Schild: "Radweg nach Ulm". Da war ich doch schon. Ich bin im Kreis gefahren. Verzweifelt frage ich eine Frau, wo denn der Radweg weitergehe und finde meinen Irrtum heraus: einfach nach links statt nach rechts abbiegen. Endlich komme ich auf den Donauradweg und schaffe es, mich bei einem Bahnübergang nochmals zu verfahren. Dann aber geht es hurtig auf Ulm zu. In der Zwischenzeit ist es schon etwas spät geworden. In Ulm ist viel los und alle Quartiere sind besetzt. Kreuz und quer fahre ich durch Ulm auf der Suche nach einem Plätzchen für die Nacht. Direkt beim Dom finde ich ein letztes Zimmer. Es ist ein Dreibettzimmer und die Frau verlangt 60 Euro. Was soll's, ich sage zu. Nur 10 Sekunden später schauen zwei Radfahrer herein und fragen nach einem Zimmer. Leider nichts mehr frei sagt die Frau. Als kleinen Trost für das teure Zimmer (mit Bad und Klo am Gang) erhalte ich mein Etappenbier gratis. Zu Fuss mache ich noch einen Abendspaziergang durch Ulm. Der Dom ist schon geschlossen.
Hier in der Spanischen Weinstube (Hotel zum Anker), gleich beim Dom habe ich mein Quartier gefunden.