Normalerweise gönnt man sich Ferien für Körper und Geist. Dann heisst die Devise 'Erholen' und eigene oder andere Kulturen geniessen. Der Pilgerweg ist gedacht als Ferien für die Seele, um sie mit dem Atem Gottes gut zu durchlüften.
Der Weg ist das Ziel – dieser Satz ist die Leitparole auf dem Jakobsweg. Dieser Pilgerweg existiert schon seit dem Mittelalter. Am Anfang war der Weg. Dann entstanden Brücken, Klöster, Hospize, Herbergen, Kirchen und Kathedralen.
Der Weg ist eine Begegnung mit der Geschichte. 1000 Jahre sind gleichzeitig präsent. Wer die Augen öffnet, sieht die vielen mittelalterlichen, romanischen und gotischen Bauten und freut sich daran. Er sieht die Barockpaläste und Gärten, aber auch Kriegsrelikte aus den beiden Weltkriegen. Der Weg führt vorbei an UNESCO Kulturgütern. Besonders am spanischen Teil des Weges sind sie durch einen riesigen kulturhistorischen Glücksfall fast komplett erhalten geblieben. Weder die Bombardierungen im zweiten Weltkrieg, noch die Bilderstürmer der Reformation konnten hier grossen Schaden anrichten. Auch dürfte hier seit dem Mittelalter über mehrere Jahrhunderte hinweg immer Geld für Sakralbauten vorhanden gewesen sein. Nur so ist zu erklären, dass so manche gotische Kathedrale komplett fertig gebaut werden konnte.
Der Weg ist eine Begegnung mit fremden Menschen, Mitpilgern aus vielen Nationen und all den Freiwilligen, die den Weg und seine Herbergen betreuen.
Der Weg ist eine Begegnung mit dir selbst. Weit weg vom Alltag führst du ein anderes, bescheideneres Leben. Du lernst wie wenig du zum Leben brauchst und dass alles andere Ballast ist. Alles Überflüssige wiegt schwer und du willst es nicht tragen. Deine Gedanken werden frei und du findest Zeit für Gebete und Meditation.
Wenn du glaubst, du machst den Weg, irrst du. Der Weg macht dich!
Vielleicht ist der Weg für dich eine Begegnung mit Gott?
Die Pilgerurkunde, die Compostela hängt jetzt bei mir an der Wand, aber das Pilgern hört nicht auf - es ist zu einer Leidenschaft geworden. So wandere ich auf Jakobswegen in Europa.
Verschiedene Dinge am Weg beschäftigen mich.
- Wie wird man ein Pilger?
- Gedanken zum heiligen Jakob - wie funktioniert der hl. Jakobus?
- Wie kann mir Gott zuhören? Wo finde ich ihn?
- Geschichten am Rande des Jakobswegs, wie z.B. das Galgen- und Hühnerwunder
- Heilige, die man am Weg immer wieder antrifft und deren
Verehrung. So bin ich in Conques auf
die Sainte Foy, die heilige Fides
aufmerksam geworden,
in Österreich bin ich immer wieder auf das "Mariahilfbild" gestossen.
und dutzende Nepomuks säumen den Weg als Brückenheilige. - Zeugnisse aus der langen Geschichte Europas.