Früh am Morgen habe ich die Stadt Leon verlassen und bin durch die menschenleere Innenstadt gerollt. Dann führt der Pilgerweg auf der Nationalstrasse weiter.
Das wollte ich fotografisch festhalten, die Ausfahrt aus der Stadt Leon. Am rechten Streifen führt der Weg des Radpilgers. Einem eigenartigen Naturgesetz folgend herrscht immer Gegenwind und es geht immer bergauf - also gut, fast immer! Die Lastautos donnern vorbei und erzeugen einen Windstoss, auf den man als Radfahrer gefasst sein muss. Besonders auf den zweiten, wenn der Lastwagen einen Anhänger hat.
Auch den Fusspilgern am Gehweg auf der anderen Strassenseite geht es nicht viel besser.
Endlich konnte ich, meinem Radführer folgend, wieder auf Nebenstrassen fahren. Da sieht die Welt gleich viel schöner aus.
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Da lag sie plötzlich vor mir, die Puente de Orbigo, für mich eine der schönsten romanischen Brücken am spanischen Jakobsweg.
Damit man sieht, dass es da auch noch Wasser gibt, habe ich diese Aufnahme gemacht.
Jetzt kommt der grosse Moment. Andächtig schiebe ich mein Rad über die gebogene Brücke und denke mir "1000 Jahre hat sie auf mich gewartet".
Noch weitere Fotos von meiner Lieblingsbrücke und von der Begegnung mit dem alten Spanier sind auf einer extra Seite.
Noch ein kleiner Berg muss bezwungen werden, bis ich so gegen Mittag durch ein Tor in der römischen Stadtmauer in die Altstadt von Astorga komme. Der erste Weg führt zur Kathedrale Santa Maria.
Interessant ist der rosarote Stein.
Das spätgotische Hauptportal ist mit seinen pflanzlichen Schmuckornamenten und Engeln von besonderer Schönheit.
Die Kathedrale entstand im 15. Jh. im spätgotischen Stil und bekam später noch eine Renaissance-Fassade aus rötlichem Sandstein. Im Inneren der Kathedrale fällt ein Chorgestühl auf mit 97 Nussbaumsitzen, das Hans von Köln zugeschrieben wird.
Gleich neben der Kathedrale ist der Bischofspalast, ein Gaudi Haus.
Nach Astorga begann der stetige Aufstieg in die Leoner Berge. Am Weg nach Rabanal in El Ganso ist mir dieses Portal aufgefallen.
Auf halber Höhe in Rabanal del Camino habe ich wie vereinbart meinen Pilgerkollegen Hans in dieser romantischen Herberge wieder getroffen.
In dieser privaten Herberge sind Männlein und Weiblein im Schlafsaal bunt gemischt. Da kam eine Fusspilgerin und warf sich erschöpft auf ein Bett. Als ich dann zu Hans sagte: "Machen wir noch einen Spaziergang?", meinte sie sehr sarkastisch "Darauf kann ich verzichten!".
Eine andere Fusspilgerin kühlt im Innenhof der Herberge ihre heissgelaufenen Füsse.
Man beachte den Pullover. Der war dringend nötig bei 16 Grad.
Ein zufriedener Pilger vor der Chiesa dell'Assunzione in Rabanal del Camino
Fotos: Gerhard Eichinger