St-Pierre-et-St-Paul,
ehemalige Abteikirche Sainte Richardis
Richardis war die Tochter des elsässischen Grafen Erchanger. "Richardis" ist althochdeutsch und heißt "kühne Herrscherin". Sie heiratet 862 den Kaiser Karl den Dicken, einen Urenkel Karls des Grossen und wurde 881 mit diesem in Rom zur Kaiserin gekrönt. Von den Gegnern des gestürzten Kanzlers Luitward von Verona 887 grundlos des Ehebruchs beschuldigt, unterzog sie sich der Feuerprobe. Von ihrem Mann dennoch verstoßen, zog sie sich dann in das von ihr gegründete Kloster im heutigen Andlau zurück; ein Bär soll ihr den Platz für die Klostergründung gezeigt haben. Diese Stelle mit den Kratzspuren kann noch heute in der Krypta bewundert werden!
Als Äbtissin war Richardis direkt von der päpstlichen Kurie abhängig und hatte beachtenswerte Vorzugsrechte. Sie war gleichzeitig Fürstin des Heiligen Römischen Reichs. Die um die Abtei gebildete Stadt wurde als Lehensgut der einflussreichen elsässischen Familie "Andlau" gegeben, die dort ein Schloss erbaute und der Stadt ihren Namen gab. Später erbten die " Andlauer " das Schloss " Spesburg ".
Richardis wurde 1049 vom Papst Leo IX. heilig gesprochen. Ihr 1350 erbautes Hochgrab ist bis heute Ziel von Wallfahrten.
Die erste Kirche wurde 1160 durch eine Feuersbrunst zerstört. Vom Wiederaufbau stammen das Querschiff und der Chor. Im 15. Jahrhundert liess Sophie von Andlau Fassade und Türme renovieren. Im 17. Jh. erhielt die Kirche ihre gegenwärtige Form. Von der ursprünglichen Kirche ist nur die Westfront und die Krypta erhalten geblieben.
Detail aus der Westfront. Ein Bauer jagt mit seinem Hund den Fuchs, der die Gans gestohlen hat.
Im Tympanon über dem romanischen Portal ist Christus dargestellt, der Petrus einen Schlüssel und Paulus ein Buch überreicht. Die Personengruppe wird von Jagdszenen umrahmt. Man nimmt an, dass es sich dabei um eine getreue Nachbildung der gleichen Gruppe in der St. Peters Basilika in Rom handelt, die während der Renaissancezeit verschwunden ist.
Unter dem Bären in der Krypta befinden sich die Kratzspuren.
In der Kirche befindet sich diese Statue der heiligen Richardis, der Gründerin der Abtei, mit ihrem Bären
und ihr Hochgrab im Chorraum.