Alles begann mit der Wallfahrt des Entlebucher Bauern Hartmann Krämer aus Blatten. Er pilgerte 1366 zur letzten Ruhestätte des hl. Jost in Nordfrankreich. Als er unterwegs von Strassenräubern überfallen und misshandelt wurde, gelobte er bei heilem Überleben, dem hl. Jost auf seinem Hof eine Kapelle zu errichten.
1391 wurde die von ihm und mit Spendengeldern finanzierte Kapelle eingeweiht. Wegen des grossen Pilgerstroms musste sie 100 Jahre später vergrössert werden. Zusätzlich wurde eine Kaplanei und eine Umfassungsmauer gebaut. Zwischen 1629 und 1773 wurde die Kirche immer wieder erweitert. Der Wechsel der Stilrichtungen (Frühbarock, Hochbarock, Rokoko) spiegelt sich bei den Ausbauten wieder. Die Kirche wurde künstlerisch verschönert, mit wertvollen Ausstattungen (Hochaltar) versehen und mit Anbauten (Seiten-Kapellen, Beichthaus) ergänzt. Seither wurden nur noch Unterhaltsarbeiten ausgeführt, sodass die St.-Jost-Kirche in diesem kunsthistorisch und architektonisch wertvollen Zustand erhalten blieb. Im Jahre 2011 wurde die Kirche komplett renoviert.
Grundriss der Gesamtanlage Kirche St. Jost
1 Gross proportionierter Chor
2 Schmaler Schiffbereich mit
Seitenaltären
3 Seitenkapelle Nord:
Grablegung Christi
4 Seitenkapelle Süd:
Vermählung Maria und Josef
5 Sakristei (darüber obere
Sakristei)
6 Turm
7 Beichthaus, darunter Remise
8 Vorhalle
9 Sonnenuhr
10 Torbogen
11 St. Jost Seitenaltar
12 Marien Seitenaltar
Hauptaltar mit der Pieta
Die barocke Plastik zeigt den abgezehrten und anatomisch realistisch gestalteten Leichnam Christi, der schwer im Schosse von Mutter Maria liegt, die mit leidenschaftlich ringender Gebärde ihren Sohn beklagt.
Rechter Seitenaltar
St. Jost – ein vielseitiger Heiliger
Dargestellt wird der hl. Jost als Einsiedler, Pilger oder Priester. Er ist Patron der Pilger, Schiffer, Reisenden und Kranken. Er wird zudem als Fürbitter gegen Feuersbrunst, Gewitter, Tierseuchen und Verderben der Feldfrüchte, aber auch von Partner suchenden Menschen angerufen. Das Patroziniumsfest des hl. Jost wird jedes Jahr am 13. Dezember gefeiert.
In der Kirche befindet sich die umfassendste Darstellung des Lebens und Wirkens des hl. Jost. Der 1639 entstandene, auf hölzerne Tafeln gemalte Bilderzyklus umfasste 30 Bilder, wovon heute noch 27 erhalten sind. Die Bilder werden der Werkstatt von Hans Jakob Wysshaupt zugeschrieben.
Die Jost-Gemälde sind gleichartig aufgebaut: am untern Bildrand ist jeweils ein erklärenden Vierzeiler, eine Nummer sowie Stifterwappen und -inschrift.
Bilderzyklus unter der Orgel
Teil des Bilderzyklus auf der rechten Seitenwand.
Im hinteren Teil des Langhauses sind links und rechts zwei Kapellen angebaut; die Vermählungs- und die Begräbniskapelle. Die Figuren stammen vom Luzerner Barockmeister Hans Ulrich Räber, der fast die ganze Wallfahrtskirche Hergiswald ausstattete.
Die Szene in der Heiliggrab- oder Beweinungskapelle zeigt im Zentrum einen Sarg, auf den Josef von Arimathaia und Nikodemus den Leichnam Christi gelegt haben. Dahinter stehen der Hände ringende Johannes und drei weinende Marien.
Das Beichthaus
Im hellem Beichtsaal, der links neben dem Kircheneingang betreten werden
kann, stehen acht teilweise in die Wand eingelassene Beichtstühle aus Nussbaum, was auf einen umfangreichen
Wallfahrtsbetrieb schliessen lässt.
An der Ostwand steht ein Kreuzaltar (von Urs Fluder). Er ist in seiner ursprünglichen Fassung im volkstümlichen Rokokostil erhalten. Der Altaraufbau wird von einem grossen Christus am Kreuz geprägt, der, assistiert von Maria und Josef, die Welt erlöst. Neben dem Altar steht ein Reliquienschrein.
Südlich der Wallfahrtskirche, auf der anderen Strassenseite steht die stattliche Kaplanei, die 1495 gestiftet und 1654–1657 erneuert wurde.
Es ist ein bäuerliches Herrschaftshaus im Stil des Frühbarocks, das über einem hohen gemauerten Sockelgeschoss als zweigeschossiger Bohlenständerbau errichtet wurde. Sogenannte Klebedächlein schützen die giebelseitigen Fenster- öffnungen. Unter den ost- und westseitigen Vordächern sind Lauben angebracht.
Im Erdgeschoss befindet sich auf der Nordseite ein Saal mit spätbarocken Stuckaturrahmen an der Decke. Das erste Geschoss ist als Bel-Etage ausgebaut mit einem spätbarocken Kachelofen. Die wertvollste Zierde des Hauses bilden 20 in die Fenster eingelassene Glasmalereien aus dem Jahre 1656/57 mit allegorischen Darstellungen.
Auf der Südseite befindet sich eine rekonstruierte Gartenanlage mit Springbrunnen. Das Haus ist heute vermietet und nicht öffentlich zugänglich.
Quelle: Website der Kirche St. Jost in Blatten, Fotos: G. Eichinger