Als ganz normaler Mensch, habe ich meine erste Pilgerreise begonnen und mich gefragt: Wie wird man ein Pilger?
Ich habe keine richtige Antwort darauf, aber die Erkenntnis: Der Weg macht dich zum Pilger!
Als ich in einer der grossen Kathedralen so langsam nach vorne zum Altar schritt, da spürte ich, dass dieser Weg nach vorne wie ein symbolischer Pilgerweg betrachtet werden kann. Der Weg führt zu Gott. Pilgern führt dich bewusst zu Gott.
Wir sind immer unterwegs, beginnend mit dem ersten Schritt, den wir tun, bis zum letzten. Jeder geht seinen eigenen Weg, ein Leben lang. Als Gefangene in der Zeit können wir gar nicht anders als auf unserem Lebensweg unterwegs sein. Auf dem Lebensweg schleppen wir viel Ballast mit. Wir häufen Besitztümer an und vermehren unser Eigentum. Wir jagen nach der Verbesserung der Lebensqualität. Letztendlich suchen wir nach dem Glück. Können wir es im Konsumrausch finden?
Beim Pilgern gehen wir sehr, sehr bewusst unseren Weg. Da wir unsere Besitztümer tragen müssen, versuchen wir, unser Gepäck auf ein Minimum zu beschränken. Aller Ballast stört nur. Dies ist für jeden Pilgerneuling eine erste Erkenntnis. Mit wie wenig kann man auskommen! Jetzt wird auch das Teilen einfacher. Habe ich zum Beispiel zu viel Kuchen eingekauft, so teile ich ihn mit den Mitpilgern. Ich kann und will ihn ja sowieso nicht weiter tragen.
Sehen wir die Pilger an: Sehen sie nicht zufrieden aus?
Der Pilgerweg hilft bei der Suche nach dem Glück auf einer anderen viel einfacheren Ebene. Es fragt sich, ob es am Ziel im Santiago gefunden werden kann. Sicherlich ist es ein erhebendes Gefühl nach der langen Wanderung dort anzukommen. Das wirkliche Ziel ist es noch nicht. Das Glück liegt unterwegs. Wer es findet, für den wird Pilgern zum Leben und sein Leben zu einer Pilgerreise.
Das Bild "Jakobus als Pilger in einer grausamen Endzeit Welt" stammt von der linken Flügelaussenseite des Weltgerichtstriptichons von Hieronimus Bosch und befindet sich in der Gemäldegalerie des Akademie der bildenden Künste in Wien.