Das Schloss in Ober Sankt Veit hat eine lange, bewegte Geschichte. Bereits im Jahre 1194 bis etwa 1280/90 befand sich hier der Sitz österreichischer Adelsfamilien. Im Jahre 1361 verkaufte Stefan von Toppel das Schloss.
Der Käufer war niemand anderer als Herzog Rudolf IV., der Stifter. (Das Bild befindet sich im Diözesanmuseum in Wien am Stephansplatz.)
Der Herzog hatte 1353 in Prag die Tochter des Kaisers Karl IV., Katharina von Luxembourg, im Veitsdom geheiratet. Der Veitsdom war bereits zum Teil im Auftrag von Kaiser Karl im gotischen Stil neu errichtet worden.
Rudolf wollte es seinem Schwiegervater nachmachen und legte 1359 den Grundstein für den gotischen Ausbau der Stephanskirche in Wien. Der Wunsch nach einem eigenem Bistum für St. Stephan und nach Unabhängigkeit von Passau scheiterte am Veto des Papstes. Es gelang Rudolf aber, ein vom Passauer Bischof unabhängiges Domkapitel einzurichten. Dieses noch heute bestehende Domkapitel bekam ein Allerheiligenpatrozinium, das seitdem das zweite Patrozinium des Domes ist.
Diesem Domkapitel schenkte Rudolf am 16. März 1365 (am Sonntag oculi) unter anderem ,,die Vest ze Sand Veyt auf der Wienn und was darzu gehört, daz wir mit unser selbes leib umberitten und ausgemerchet haben“. Der Herzog hat also damals mit seinem Gefolge das nicht genau abgegrenzte Gebiet der Herrschaft umritten und mit Grenzmarken versehen lassen. Am selben Tag verlieh Herzog Rudolf dem Kapitel das Gericht über den Tod (das Recht zum Todesurteil für Verbrechen) in den Gütern des Domes von St. Stephan und des Domkapitels.
Eingang zum Ober St. Veiter Schloss
Im Jahre 1465 wurde die Pfarre St. Veit dem neu zu errichtenden Bistum Wien zugewiesen, kam demnach aus dem Bereich des Bistums Passau heraus. Schloss und Herrschaft St. Veit kamen darauf über kaiserlichen Machtspruch mit dem Besitz der Propstei von St. Stefan in den Besitz des von Kaiser Friedrich III. gegründeten Bistums Wien, das dann erst 1480 wirklich ins Leben getreten ist. (Mit der Bulle Papst Paul II. wurde 1469 auf Betreiben von Kaiser Friedrich III. das Bistum Wien errichtet.)
Die Türken brannten das Schloss 1529 samt der Ober St. Veiter Kirche nieder. Doch die Bischöfe bauten Schloss und Kirche wieder auf. Nachweislich wohnten hier Bischof Nausea (1542/43) und Bischof Neuböck (1579).
Bischof Philipp Graf Breuner liess in den Jahren 1650-1654 das Schloss zu einer barocken, repräsentativen Residenz umbauen. So präsentiert sich das Schloss auch heute noch. Der Turm allerdings wurde 1742 unter Erzbischof Sigismund Kollonitsch abgetragen.
Ein Stich von Georg Matthäus Vischer (1672) zeigt das Schloss noch mit Turm, aber im Wesentlichen in seiner heutigen Form.
Das Foto stammt aus dem Jahr 1890.
Am 1.2.1762 verkaufte Erzbischof Kardinal Migazzi Schloss und Herrschaft an Maria Theresia, die die Ausmalung der Innenräume (Erdgeschoss und einige Zimmer im 2. Stock an der Ostseite) durch Johann Bergl veranlasste.
1779 erfolgte der Rückkauf durch das Erzbistum Wien. Eine erzbischöfliche Schule wurde eingerichtet und ein Teil der Räumlichkeiten wurde als Wohnheim verwendet.
Während der französischen Besetzung 1809 wurde das Schloss als Militärspital gebraucht. Erzbischof Firmian (1822-31) liess das verwüstete Schloss renovieren, den Garten neu anlegen und Alleebäume entlang der Hietzinger Hauptstrasse pflanzen.
In der Folge fand das Schloss bis in die 30-er Jahre des 20. Jahrhunderts als Sommerresidenz der Erzbischöfe Verwendung. Die erzbischöfliche Kunstsammlung wurde hier bis 1933 untergebracht. Dann wurden alle Objekte ins Dom- u. Diözesanmuseum übertragen.
Die bestehende Schule wurde 1964 zum "Seminar für kirchliche Berufe" umgestaltet. In dieser Lehranstalt für pastorale Berufe wurden bis 2014 Pastoralassistentinnen und Pastoralassistenten ausgebildet.
Seit 2014 haben die Neokatechumen, eine katholische Sekte, Einzug gehalten.
Das Schloss lässt sich am Besten im Winter fotografieren. Die Aufnahme entstand im Januar 2011.
In der nicht mehr existierenden Kapelle befand sich der sogenannte St. Veiter Altar (aus dem Umfeld von Albrecht Dürer). Er befindet sich heute, ebenso wie die gotische Monstranz der Kirche im Dom- u. Diözesanmuseum am Stephansplatz.
Ober St. Veiter Monstranz
Quellen:
Dr. Josef Kraft: Aus der Vergangenheit von Ober-St.Veit
Website des Domkapitels St. Stephan