Das Schottenstift in Wien
an der Freyung, heute bekannt durch sein Gymnasium, wirkt eher nüchtern mit seinen klassizistischen Fassaden und der verwinkelten barocken Stiftskirche. Aber es ist das älteste Kloster Wiens und wurde im tiefsten Mittelalter von Heinrich II. Jasomirgott im Jahre 1155 gegründet. Der Babenberger Herzog Heinrich Jasomirgott verlegte seinen Regierungssitz nach Wien und begründete dadurch den Aufstieg Wiens zur Weltstadt. Er benötigte dringend ein Kloster. Denn nur Mönche konnten damals lesen und schreiben und sorgten für die Aufnahme von Kranken und Pilgern. Als Herzog von Bayern hatte er in Regensburg die 'Schotten' kennen und schätzen gelernt. Also holte er Mönche vom dortigen Kloster nach Wien.
Wien im Mittelalter: Die Stadtmauer der Babenberger ist rot eingezeichnet. Jetzt macht es auch Sinn warum der Graben "Graben" heisst und warum es eine Strasse mit den Namen "Tiefer Graben" gibt. Wer heute durch den tiefen Graben zur Kirche Maria am Gestade geht, kann die ehemalige Stadtgrenze erahnen. Die Babenberger hatten ihre Residenz am Hof. Die ursprünglich romanische Schottenkirche lag ausserhalb der Stadtmauern, ebenso die Stephanskirche.
So ungefähr könnte das Schottenkloster ursprünglich ausgesehen haben. Hier eine Darstellung aus dem 14. Jh. aus dem Babenberger Stammbaum. Im Vordergrund stehen Heinrich Jasomirgott und vermutlich seine zweite Frau Theodora von Byzanz.
Die Schottenkirche im 16. Jh.
Unten: Aufnahmen vom Schottenkloster im Wien Modell im Museum der Stadt Wien.
Nach vielen Umbauten präsentiert sich die Schottenkirche heute als klassizistisch renovierte Barockkirche.
Foto: G. Eichinger, Feb. 2007
Denkmal von Heinrich Jasomirgott an der Aussenseite der Schottenkirche (Freyung)
Bernardo Bellotto, genannt Canaletto, Freyung in Wien 1758/61
(Original im Kunsthistorischen Museum Wien)
Wer wissen will, wie es im Juli 2007, im August 2012 bzw. im April 2014 hier aussah, klickt auf die Bildchen.
Klicken Sie auf das Bildchen von der Ansicht Oktober 2011
bzw. auf Bellotto's zweites Bild vom der Schottenkirche (Ausschnitt).
Eine Führung im Schottenkloster ist sehr empfehlenswert. Sie findet jeden Samstag am frühen Nachmittag statt. Infos unter http://www.schottenstift.at/
Die ursprünglich romanische Kirche wurde nach dem Einsturz eines Turmes nach Blitzschlag im Jahre 1638 völlig umgestaltet. Die Neurenaissanceausstattung erfolgte durch Heinrich Ferstel im Jahre 1889, Die Deckenfresken sind von Julius Schmid.
Foto: V. Eichinger, August 2012
In der so genannten romanischen Kapelle, die heute als Tageskapelle dient, befindet sich die romanische Marienstatue "Unsere Liebe Frau zu den Schotten" (um 1250). Es ist die älteste Mariendarstellung Wiens.
Die Kronen stammen aus einer späteren Zeit.
Foto: G. Eichinger, April 2014
Eine grosse Überraschung ist die klassizistische Bibliothek (1830) von Joseph Kornhäusel.
In der Krypta befindet sich das Grab von Heinrich II. Jasomirgott und seiner zweiten Frau Theodora.
Auf eigenen Wunsch hin wurde er in dem von ihm gegründeten Schottenstift mit seiner zweiten Frau Theodora beigesetzt.
Mehr zur Geschichte von Heinrich II. Jasomirgott (* 1107; † 13. Januar 1177 in Wien), seiner ersten Frau Gertrud und der Entstehung von Österreich erfahren Sie über den Link zu
QUIZ: "Auf der Suche nach Gertrud"
Nach dem Tod ihres Ehemannes, Heinrich dem Stolzen hat die 27-jährige Witwe Gertrud 1142 noch ein zweites Mal geheiratet, nämlich Heinrich II. Jasomirgott (1107-1177).
Heinrich II. war der Sohn von Markgraf Leopold III. aus der Familie der Babenberger und der Agnes von Waiblingen, die durch ihre Schleierlegende berühmt geworden ist.
Aber auch Heinrich II. Jasomirgott hat zweimal geheiratet. Hier in dem von ihm gegründeten Schottenstift in Wien hat Heinrich gemeinsam mit seiner zweiten Frau Theodora seine letzte Ruhestätte gefunden.
Seine erste Frau Gertrud von Supplinburg ist hier nicht begraben.