Das Kloster Mor Gabriel liegt auf einem Hochplateau aus Kalkstein, das sich von Mardin aus in Richtung Osten bis tief ins biblische Tigris-Tal erstreckt und den Christen des Orients als «Berg der Knechte Gottes» (Tur Abdin) bekannt ist.
Das Kloster soll bereits 397 gegründet worden sein, als im oberen Mesopotamien die Kultur der syrisch-orthodoxen Christen, die sich auch Assyrer nennen, eine Blüte erlebte. Damals entstanden hier Dutzende von berühmten Klöstern mit Tausenden von Mönchen und Einsiedlern. Mor Gabriel ist einer der wenigen Zeugen dieser Hochkultur. Das aus dem charakteristisch beigen Kalkstein der Region gebaute Kloster ist zudem das geistige Zentrum der syrisch-orthodoxen Christen Mesopotamiens.
Das Kloster war bis 1915 eine selbständige Diözese. In diesem Jahr wurden während des Genozids an den christlichen Minderheiten alle Bewohner des Klosters auf Veranlassung der osmanischen Regierung durch muslimisch-kurdische Agas (Großgrundbesitzer), die in paramilitärischen so genannten Hamidiye-Milizen organisiert waren, umgebracht.
Erst 1919 konnte es wieder von syrischen Christen bezogen werden. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde mit Renovierungs- und Erweiterungsbauarbeiten begonnen und ein Priesterseminar eingerichtet (welches 1980 von der türkischen Regierung wieder geschlossen wurde). In den folgenden Jahrzehnten wurde die Wasser- und Stromversorgung eingerichtet und eine Straße zum Kloster gebaut. Auch wurde ein Garten zur Selbstversorgung der Bewohner angelegt. Zum Schutz der ausgedehnten Klostergärten und der für die Eigenständigkeit des Klosters wichtigen Flächen vor einfallenden Viehherden wurde vor einigen Jahren eine Mauer um das Kloster gebaut.
Hier sind wir an der Klosterpforte
Wir kommen in einen Vorhof und blicken auf die Türme der tiefer liegenden Kirche.
Die Klostergebäude wurden restauriert und an moderne Bedürfnisse angepasst.
Eingang zum Kloster und zur tiefer liegenden Haupt-Kirche.
Das Kloster liegt auf unterschiedlichen Niveaus.
Licht strömt in die tonnenförmige Halle der Kirche. Sie wurde 397 von den Gründern des Klosters Mor Samuel und Mor Simon als einfaches Bethaus begonnen und mit Unterstützung des Byzantinischen Kaisers Anastasias I. im Jahre 512 fertig gestellt.
Sehr wahrscheinlich waren hier überall prachtvolle Mosaike. Reste sind noch im Altarraum vorhanden.
Die Anfang des 6. Jahrhunderts errichtete 17 Meter hohe Theodora-Kuppel des Klosters besteht aus radial geschichteten Ziegeln und ruht auf Mauern aus Quaderwerk und Mörtelkern. Der Kuppelinnendurchmesser beträgt 11,50 m. Die Kuppel ist benannt nach der Königin Theodora (497 - 548), Frau des Byzantinischen Herrschers Justinian I., die das Kloster besuchte.
Hier stehen wir in der Marienkirche - oder in dem was von ihr übrig geblieben ist. Sie wurde im 5. Jh. erbaut und wurde mehrmals zerstört und geplündert.
Begräbnisstätte der letzten Äbte des Klosters
Die Tafel zeigt die Jahreszahlen 1891, 1952 und 1984.
Abt Sabo Günes, der nach dem Massaker von 1915 mit der Wiederinstandsetzung des Klosters begann, starb 1962.
Die Katakomben (house of saints) stammen aus dem Jahre 449. Im Laufe der Jahrhunderte sind hier mehrere Heilige (der Führer nannte die Zahl 12'000) bestattet worden.
Das ist das Grab des hl. Gabriels.
Fromme Pilger entnehmen hier seit Jahrhunderten eine Handvoll Sand (der immer wieder aufgefüllt wird - aber mit dem Grab in Berührung kommt).