Wanderungen rund um Disentis vom 13.-15. Juli 2007
Bericht von Heike
Freitag, 13. Juli
11 Personen vom UBS-Sportclub Berg und Ski versammelten sich um 7.20 Uhr beim Treffpunkt HB Zürich – der „Harte Kern des Clubs“ kann man sagen... Ursula kam erst am Abend angereist.
Die Fahrt führte uns von Chur weiter nach Disentis. Unterwegs sahen wir die schöne Bergwelt, zum Teil noch mit Schnee bedeckt den Oberalpstock, aber auch die Brigelshörner.
Vom Zug aus entdeckten wir in Flims den Aussichtsturm, von dem wir im Skiweekend einen herrlichen Blick genossen hatten.
Im Bahnhof Disentis wurden wir mit dem Bus vom Hotel Cucagna abgeholt, was wir sehr schätzten.
Wir checkten ein und trafen uns vor dem Hotel um 13 Uhr zur ersten Wanderung.
Unser Ziel war heute Sedrun über das Dörfchen Mompé Medel (1304 m). Zuerst mussten wir uns kurz für den Aufstieg orientieren, dann ging es steil hinauf durch den Wald. Wir schwitzten! Die Kapelle „Santa Maria Immaculata“, das „Wunder von Acletta“ ist wunderschön: ihre Wandmalereien und Stuckaturen. Nach Cavorgia überquerten wir den Rhein. Hier steht die 1980 renovierte Kapelle „St. Lucius“. Schon am Nachmittag bekamen wir den ersten Eindruck vom herrlichen Panorama der Bergwelt um Disentis und die Felder mit bunter Pracht der Wiesenblumen, die uns auf unseren Wanderungen die drei Tage begleiten sollten: schwarze Teufelskralle, Kugel-Teufelskralle, Storchenschnabel, Sauerampfer, Margeriten, Schafgarbe, Wundklee, Rotklee, gelbes Veilchen, Kratzdistel, Schlangenknöterich, die roten Vogelbeeren. Einige naschten von den Walderdbeeren und Heidelbeeren. Es ist immer wieder schön, das prächtige Knabenkraut zu bestaunen!
Zum Bahnhof nach Sedrun, auf dem Heimweg, mussten wir uns auf der Asphalt-Strasse bewegen: Noch war es heiss. Im Bahnhofskiosk gönnten wir uns ein kühles Getränk.
Vor unserem Hotel „Cucagna“ in Disentis liessen wir es uns nicht nehmen, noch einen Apéro zu trinken, einen feinen Weissen, und stiessen auf die gelungene Wanderung des Nachmittags an.
Alle waren glücklich, sich nach dem heissen Tag unter die Dusche zu begeben, bevor wir uns in unserem Hotel zum Nachtessen einfanden. Wir konnten wählen zwischen Wildschwein-Kotelette und Buntbarsch, vorher wurde ein Hirsch-Carpaccio serviert und alle genossen es.
Einige brauchten noch einen Absacker und liessen sich im nahen Restaurant nieder, das sehr kühl wirkte. Da hat ein moderner Architekt seine Fantasie spielen lassen: Alles im kalten schwarz-weissen Marmor ausgestattet.
Samstag, 14. Juli
Nach einem guten Frühstück im Hotel trafen wir uns um 8.30 Uhr zum Abmarsch Richtung Lag Laus – unserem heutigen Ziel. Die einen versorgten sich im nahen Coop noch mit Trinksamem und was zum Picknick so dazu gehört. Das Wetter zeigte sich wieder von seiner besten Seite: blauer Himmel. Zuerst durchquerten wir das Dorf Disentis und kamen dann durchs Dorf Cavardiras. Schon von weitem sichtbar thront die Kirche, die dem heiligen Antonius geweiht ist.
Cavardiras ist ein bekannter Wallfahrtsort. Einmal im Monat treffen sich hier Pilger zum Gebet. Das Schicksal des Dorfes Cavardiras mit immer weniger Einwohnern ist typisch für viele Bündner Dörfer. Viele müssen aus Arbeitsgründen wegziehen. Zum Glück kaufen Feriengäste die alten Häuser auf und renovieren diese mit viel Liebe. So wird wichtige Baukultur erhalten, die Dorfbilder bleiben bestehen.
Weiter ging es durch schattige Wälder, über Stock und Stein hinauf, denn wir mussten doch 620 Höhenmeter erwandern, durch die beiden Täler Dargun da Pardomat und Dargun da Falens. Und was lag bald einmal wie ein Schmuckstück vor uns? Der Lag Laus (auf 1634 m)! Idyllisch eingebettet in Wiesen und Wälder, lud er natürlich zum Verweilen ein. Wir genossen die Picknickpause! Hier kann man abschalten, und die Stille in sich aufnehmen: Geht es uns doch gut! Wir warfen den Blick hinüber zum Gletscher des Oberalpstocks und die Berge rund herum.
Am anderen Ufer des Sees wurden emsige Vorbereitungen für ein Fest getroffen. Als wir wieder aufbrachen, stieg uns der Duft vom Grill mit Bratwürsten in die Nase. Eine Gruppe wollte sich stärken für ihr Forellen-Wettfischen.
wir genossen die herrliche Aussicht
Es war heiss, und wir hatten einen steilen Abstieg zu bewältigen. Arme Knie! So waren wir alle glücklich, danke Gerhard für die Organisation, als wir nach einigen Stunden – Auf- und Abstieg bei heissen Temperaturen – im Dorf Laus von unserem Hotelbus nach Disentis zurückgefahren wurden, denn wir hatten ja noch einen grossen Nachmittags- und Abendanlass vor uns.
Besuch im Kloster Disentis
Frisch geduscht und – nach der Wanderkleidung – „gestyled gedressed“ – trafen wir uns um 16.15 Uhr zum Abmarsch in Richtung Kloster Disentis.
Wir wurden im Kloster vom Pater Theo empfangen, der uns vieles übers Benediktinerkloster St. Martin zu berichten wusste, und dem alle interessiert lauschten: Die um 720 vom heiligen Sigisbert gegründete Benediktinerabtei (Ende des 17. Jh. fast ganz neu erbaut) beherrscht fast die ganze Talweite mit ihrem stattlichen Konventsgebäude und der zweitürmigen Kirche St. Martin (Vorarlberger Barock 1696-1712). Im Kloster selber befindet sich eine kunst- und kulturhistorische Sammlung, die wir mit Interesse anschauten. Die Benediktiner sind ein kontemplativ ausgerichteter Orden innerhalb der römisch-katholischen Kirche, welcher gemeinhin als Grundlage des westlichen Ordenslebens seit Ende der Spätantike bzw. des frühen Mittelalters gilt. Was den Orden auszeichnet ist: 'ora et labora', bete und arbeite. Das Kloster Disentis ist auf dem Gebiet der Jugend- und Erwachsenenbildung sehr aktiv. Ihm ist ein Gymnasium angeschlossen. Es lässt sich nicht eindeutig datieren, wann sich der fränkische Mönch Sigisbert in der „Desertina“ niederliess. Aber jedes Jahr am 11. Juli wird der Geburtstag des Klosters mit einer Prozession gefeiert.
Im Nordflügel des Konventgebäudes in der Marienkirche mit drei mittelalterlichen Apsiden nahmen wir um 18 Uhr an der Vesper der Mönche teil. Es ist der liturgische Abendgottesdienst der katholischen Kirche, der sich aus Hymnus, Psalmen, biblischer Kurzlesung und Fürbittgebet zusammensetzt. Wir wurden bei den Fürbitten miteingeschlossen. Wir waren alle sehr beeindruckt von der heiligen Zeremonie und gingen gestärkt hinaus.
Nach so viel geistiger Kost brauchten wir nach dem strengen Wandertag auch eine körperliche Stärkung. Gerhard hatte für uns im Restaurant Alpsu in Disentis reserviert beim Weltmeister für Capuns. Wir wurden in einem heimeligen Restaurant vom Chef des Hauses selbst empfangen. Seine freundliche Frau sorgte für die Trinksame. Es wurde uns ein feiner Apéro offeriert: weisser Malanser dazu Toastbrötli mit fein geschnittenem Bündnerfleisch – aus der weit und breit besten Fleischtrocknerei – und Pilzen. Sehr delikat!
Wir trauten unseren Augen kaum: Als Vorspeise wurde uns grüner Salat mit warmen Eierschwämmli serviert – Pilze nicht nur zur Dekoration, sondern „satt“!
... und dann als Hauptgang wunderbare Capuns! Dazu tranken wir auf Empfehlung der Chefin einen roten Malanser. War das ein Festessen! Zum Verdauen durfte sich jede/r einen „Verteiler“ aussuchen. Ich wählte einen Bündner Röteli.
Ich glaube, diese Nacht schlief jede/r friedlich ein und träumte vom Erlebten des tollen Tages.
Sonntag, 15. Juli
Das Hotel kam uns sehr entgegen, d. h. wir mussten unsere Zimmer erst am Nachmittag räumen. Nach der Wanderung des Tages konnten wir noch duschen und uns für die Heimfahrt wieder frisch machen.
Vom Frühstück gut gestärkt, trafen wir uns wieder um 8.30
Uhr vor dem Hotel zur Wanderung in Richtung Funs. Den ersten Teil mussten
wir auf geteerten Wegen laufen, bis wir in einen schmalen Weg abbogen, wo es
in die Höhe ging. Heute sollten wir den höchsten Punkt unserer
Disentis-Wanderung bezwingen. Schatten und Sonne wechselten sich ab, am
Wegrand sahen wir wieder die herrlichen Wiesenblumen. Die Alpenrosen waren
bereits verblüht. Es war wirklich ein sehr steiler Aufstieg. Aber wir waren
eine gute Gruppe und alle konnten folgen.
Bei der Bergstation Caischavedra
legten wir eine Trink-Pause ein. Es ist im Winter die Bergstation im
Skigebiet Disentis. Aber zurzeit – nach 36 Jahren – wird die Seilbahn
erneuert, ist also ausser Betrieb.
Aber wir waren noch nicht am Ziel. Wir sahen den Bostg, mit 1944 m der höchste Punkt unserer Wanderung. Es war eine angenehme Tour über den Höhenweg, so dass uns der Aufstieg keine Mühe bereitete. Vor allem hatten wir einen wunderbaren Rundblick hinüber zum Oberalpstock und eine Rundumsicht über die ganze Surselva und dem Medelsgletscher. Wir hatten heute 750 Höhenmeter bewältigt. Nach einem Picknick in der Höhe traten wir den Abstieg nach Segnas an, von wo aus uns der Hotelbus wieder zurückbrachte ins Cucagna.
Wir befreiten uns unter der Dusche vom Schweiss des Tages und legten leichte Kleider und Schuhe (Bergschuhe ade für heute) für die Heimreise an. Vor dem Hotel begossen die meisten die herrlichen Tage in Disentis mit einem feinen Trunk – alles hat gestimmt, vor allem das Wetter nach der Regenphase der vorhergehenden Tage. Aber, wenn Engel reisen, lacht der Himmel!
Lieber Gerhard, wir danken dir alle für das verlängerte Weekend! Es hätte nicht schöner sein können. Wir waren eine lustige Gruppe, und deine Organisation war bewundernswert! Danke, danke!
Heike