Pfingsten im Toggenburg vom 26. bis 28. Mai 2007
Samstag. 26. Mai
In Markus Steiners Tour-Ausschreibung hiess es: Pfingsten benutzen wir die Gelegenheit, den Bergfrühling zu erleben. Von unserem Hotel „Schweizerhof“ in Alt St. Johann aus unternehmen wir vier- bis fünfstündige Wanderungen im Säntis- und Churfirstengebiet.
Zehn „wetterfeste“ Wanderer/innen vom UBS-Sportclub trafen sich morgens um 8.05 Uhr am Zürich-HB. Vreni gesellte sich in Rapperswil dazu. Wir sahen blauen Himmel und liessen uns von der Wetterprognose „Temperatursturz bis 13°“ nicht entmutigen.
In Wattwil mussten wir umsteigen bis Nesslau. Von da aus nahmen wir den Postbus direkt bis Alt St. Johann. Wir erblickten sofort das schöne Hotel „Schweizerhof“ gegenüber der Post. Wir wurden liebenswürdig empfangen, und die Zimmerverteilung verlief problemlos: Ehepaare – Doppelzimmer, Singles – Einzelzimmer.
Um 11 Uhr versammelten wir uns vor dem Hotel zur Wanderung an den Gräppelensee. Die Landschaft in dieser Gegend ist einmalig. Immer wieder sahen wir den Säntis 2501 m, den Schafberg 2363 m, aber auch den „markanten“ Altmann 2436 m. Interessant waren die knorrigen, abgestorbenen Baumstümpfe! Nach 2 1/2 Stunden erreichten wir den Rastplatz oberhalb des Sees. Wie ich hörte, stürzte im Zweiten Weltkrieg bei einem nächtlichen Luftangriff auf Friedrichshafen mit tausend Flugzeugen ein englischer Bomber in den Gräppelensee. Am Grill fanden wir ein bereits präpariertes Feuer vor. Die Leute verliessen soeben den Platz. Markus hatte einen Liter Roten mitgenommen, so dass wir bereits beim Cervelatgrillen mit einem Drink auf Pfingsten anstossen konnten. Wir schauten immer wieder zum Himmel, aber er verhiess noch nichts „Böses“.
Auf dem Heimweg standen wir fasziniert vor den Thurwasserfällen, ein gewaltiges Naturereignis. Etwa 23 m stürzt das Wasser von den steilen Felswänden hinunter. In Unterwasser löschten wir noch unseren Durst vom gut gewürzten Cervelat, bevor wir nach ca. 20 Minuten unser Hotel in Alt St. Johann erreichten. Die Temperaturen waren noch so mild, dass wir es uns vor unserem Hotel gemütlich machten und noch einen „Becher“ kippten oder sonst eine Erfrischung zu uns nahmen und über den herrlichen Wandernachmittag plauderten.
Wir wussten, heute Abend erwartet uns noch ein „Festmenue“. Man ging duschen, sich frisch dressen und traf sich vor dem Nachtessen wieder zu einem guten Tropfen, um auf den verbrachten Nachmittag und den kommenden Sonntag anzustossen. Für unsere Gesellschaft war schön gedeckt an einem grossen Tisch. Alle sassen zusammen, was wir sehr schätzten! Und dann durften wir die Menue-Karte lesen:
Siedfleisch-Carpaccio in Gemüsebalsamico
Currysüppchen mit Mandeln
gemischter Blattsalat mit Karottenstreifen
gemischtes Fleischspiessli auf Tomatenrisotto, grüne Bohnen
Coupe Hawaii.
Dazu tranken wir einen feinen Roten!
War das ein Festessen!
Die einen „mussten“ noch einen Verdauungssparziergang unternehmen, die etwas „Fauleren“ spazierten um die Ecke ins „Schäfli“ und genossen einen „Absacker“.
Heute hatten wir wirklich gesündigt, und manch einer wurde mit einer unruhigen Nacht „bestraft“. Aber der Tag war doch sooo schön!
Sonntag, 27. Mai
Am Sonntagmorgen trafen wir uns um 8 Uhr zum Frühstück. Frau Wirtin erzählte uns, dass der Bäcker ihnen auch am Sonntag frisches Brot liefere. Diese Brotauswahl war so fein! Aber auch für mich gab es Müsli mit frischen Kiwis und verschiedenem Yoghurts.
Um 9 Uhr war Abmarsch zur Gondelbahn in die Höhe zur Sellamatt. Von hier aus machten wir uns auf den Toggenburger Sagenweg. Entlang der Route laden zwölf Sagen-Stationen zur kurzen Rast ein. Auf grossen Tafeln erinnern farbige Abbildungen an Berggeister und mythische Gestalten und erzählen die Sagen in Kurzform.
Ich habe mir noch das Büchlein dazu im Bergrestaurant erstanden.
Gut und Böse, Schuld, Sühne und Erlösung, hohe Ideale und abgrundtiefes Grauen, bittere Armut und der Traum vom unverhofften Glück sind der Stoff, aus dem seit Urzeiten die guten Geschichten sind.
Wir schauten immer wieder zum Himmel hinauf und konnten es kaum glauben: Immer noch Sonnenschein! Wir nahmen nach dem Sagenrundgang auf der Terrasse des Restaurants „Sellamatt“ Platz und erfrischten uns mit etwas Kühlem. Heinz leistete sich die Spezialität des Hauses“ Wähe mit Schlörze“! Immer wieder hatten wir das Panorama von den drei „Hausbergen“ vor Augen: Säntis, Schafberg, und Altmann, aber auch die sieben Churfirsten machten Eindruck!
Bevor wir weiter wanderten, warfen Marie-Louise und ich noch einen Blick in die ökumenische „Lukas-Kapelle“, etwas oberhalb vom Berggasthaus stehend, umrahmt von uralten Wettertannen. Die Kapelle wurde 2003 aus einheimischem Holz und Stein erbaut, mit hohen Fenstern, Blick in alle vier Himmelrichtungen. Mit einer Orgel des berühmten Orgelbauers Mathis erklingt in der Bergkapelle ein echtes Kleinod. Mir persönlich hat das Taufbecken so gut gefallen, stehend auf drei Holzfüssen und mit einem natürlichen Stein bestückt.
Nach dem Sagenweg folgte wieder ein Höhepunkt: der „Klangweg Toggenburg“. Dieser ermöglicht Gästen jeden Alters Töne und Klänge neu zu erleben.
Hier kann man hören, wie ein Baum Töne transportiert, wie Wasser klingt, wie Unterlagsscheiben einen Rauschtanz vorführen, und welche Musik der Fels erzeugt. Wir waren so abgelenkt, dass ich ganz vergass, dass ein Picknick noch folgen sollte. Markus und Hans holten ihre letzten Cervelats hervor, wir anderen verzehrten unsere „Reste“.
Danach ging es steil hinab nach Oberdorf. Auf der ganzen Pfingsttour wurden wir von wunderbaren Wiesenblumen begleitet. Ganz einmalig war die Wiese voll mit Knabenkraut, diese feine Orchideenart und so zahlreich vorhanden! Wir flippten fast aus. Jedes holte den Fotoapparat hervor. Aber wir bewunderten auch die schöne gelbe Trollblume, das Läusekraut, Schlangen-Knöterich, Vergissmeinnicht, Storchenschnabel – die Blumen-Pracht war einmalig!
Als wir Unterwasser erreichten, wollten wir es uns noch etwas gemütlich machen vor den „letzten Metern“ nach Alt St. Johann und liessen uns auf einer Restaurant-Terrasse nieder für ein kühles Getränk. Wir konnten hier auch noch das Geburtshaus von Zwingli besuchen.
Heute waren wir acht Stunden unterwegs mit einigen kurzen Rastminuten! Das war ein super Tag!
Vor unserem Hotel „Schweizerhof“ wurden wir immer wieder zur Einkehr verführt. Also auch heute noch etwas zum Ausklingen: ob gespritzter Weisser, ein Zweier Merlot, ein Kübel Bier oder eine Coka – alle waren guter Laune!
Dann schnell ins Zimmer, und wir waren alle voller Erwartung ob des feinen Nachtessens:
Bouillon Celestine, lauwarme Spargel mit Schinkenstreifen und Sauce hollandaise, gemischter Blattsalat mit Gurken,
glasierter Kalbsschulterbraten mit Rosmarinjus, Kartoffelmousseline, Rahmkarotten, Rhabarberragout mit Rhabarbersorbet.
Da hiess es wieder schlemmen!
Heute gingen die „Süffel“ noch um die Ecke in den Hirschen, die „Läufer“ spazierten noch etwas im Dorf umher. Auf dem Heimweg wurden wir von leichtem Nieselregen begleitet. Sollte die Wetterprognose eintreffen: Pfingstmontag heftiger Regen!
Montag, 28. Mai
Als wir Montagmorgen aufwachten, waren wir eigentlich nicht überrascht, als wir in der Höhe bis 1300 m leichten Schneefall bemerkten. Wir hatten zwei so wunderbare Tage erlebt, dass wir nach dem feinen Frühstück beschlossen, den Heimweg anzutreten.
Markus, wir danken Dir, Du hast uns wunderbare Pfingsttage beschert! Die Gruppe war lässig, das Hotel gemütlich mit einem ausserordentlich freundlichen Wirte-Ehepaar, das Essen vorzüglich und Deine Touren abwechselungsreich, wunderschön – alles hat gestimmt!
Heike