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Die Reste der mittelalterlichen

Benediktinerabtei Cluny

liegen in der gleichnamigen Gemeinde im Département Saône-et-Loire in der Region Burgund am Fluss Grosne ca. 30km südöstlich von Mâcon.

Gründungsgeschichte

Gegen Ende des 9. Jh. erlahmte in der abendländischen Kirche und auch in den Klöstern der religiöse Eifer. Der Ruf nach Erneuerung wurde unüberhörbar. Die Regel des Hl. Bernhard, welche das Klosterleben bis in kleinste Detail bestimmte, sollte wieder hergestellt werden. 909 versuchte Wilhelm I, Herzog von Aquitanien und Graf von Mâcon, diesem Anliegen Nachdruck zu verleihen, indem er durch die Schenkung entsprechender Ländereien die Gründung der Abtei von Cluny ermöglichte. Das Petrus & Paulus geweihte Kloster war vorerst für 12 Mönche gedacht.

Die Ausstrahlung von Cluny seit dem 10. Jahrhundert auf rund 1400 Klöster hatte verschiedene Ursachen. Da war vor allem die Ordensregel, welche für Gegenwart und Zukunft die Unabhängigkeit von der geistlichen und weltlichen Macht vorschrieb, dann der Wille, sich der Welt zu öffnen, weiter das Glück, von ausser­gewöhn­lichen Persönlichkeiten geleitet worden zu sein, welche sehr lange wirken konnten. Schliesslich lag der Erfolg auch darin, dass die Mönche die Schrift beherrschten, sowie über Fertigkeiten in der Landwirtschaft und der Metallbearbeitung verfügten und diese weitergaben. Das Wissen der Gemeinschaft wurde denn auch allgemein anerkannt.

Neue Klöster wurden gegründet. In den bestehenden wurde für Ordnung gesorgt. Im Mittelpunkt stand die Liturgie. Den Mönchen blieb kaum Zeit für spirituelles Studium. Auch die praktische Arbeit verlor an Be­deutung. Cluny erhielt gar das Recht, eigene Münzen zu schlagen. Schulen wurden eröffnet und eine eigene Bibliothek eingerichtet.

Schweizer Gründungen

In der Schweiz stiftete 928 Gräfin Adelheid, Schwester von Rudolf I von Burgund, die Priorei von Romainmôtier. 965 folgte die Abtei von Payerne, gegründet von Kaiserin Adelheid, Tochter von Rudolf II. Sie stand auch hinter der Schenkung der alten Abtei von St-Viktor von Genf.

In Rüeggisberg errichteten die Mönche Cono und der heilige Ulrich von Zell auf Grund einer Stiftung Lütolds von Rümligen um 1072 erste Zellen. Um 1075 stimmte Rudolf von Rheinfelden, Herzog von Schwaben, der Gründung des Klosters zu. Bald nach 1100 begann man mit dem um 1175 abgeschlossenen Bau der roman­ischen Kirche, von der heute nur noch das nördliche Querhaus und Teile der Vierung erhalten sind.

Auf dem Gebiet der heutigen Schweiz gab es zahlreiche mit Cluny verbundene Prioreien, davon acht allein im heutigen Kanton Waadt, nämlich Bassins, Baulmes, Bursins, Mollens, Montcherand, Payerne, Romainmôtier und Rougemont. St-Viktor, Payerne, Romainmôtier und St-Alban bildeten als Ableger von Cluny ein Netz, das vom Elsass bis nach Savoyen reichte.

Glanz und Niedergang

Von der Jahrtausendwende an ging Cluny engere Verbindungen mit den Feudalherrschaften und mehreren grossen Abteien ein (z.B. Vézelay, Figeac, Moissac). Inzwischen zählte der Orden um die 10'000 Mönche und sein Einflussgebiet erstreckte sich bis Spanien, Italien und England.

Zu Beginn des 12. Jh. wurde Cluny III erbaut, eine Abtei von geradezu gigantischen Dimensionen, ein gewaltiges Unternehmen, welches die gesamten Spen­de­neinnahmen verschlang.

Ab Mitte 12. Jh. setzte ein langsamer Niedergang des Ordens ein, dies in einem Moment, wo ihm europaweit an die 2000 Niederlassungen angehörten. Durch das zeitweilig übertriebene Machtgehabe kam Cluny seine spirituelle Führungsrolle je länger je mehr abhanden. In dieser Zeit - ab 1098 von Cîteaux im Burgund ausgehend - gewann jedoch eine neue benediktinische Kraft an Einfluss. Die Reform durch Robert de Molesme war von der Idee eines einfachen und Verzicht übenden Klosterlebens getragen. Cluny hatte sich vom ursprünglichen Ideal der Einfachheit entfernt.

Die Ausstrahlung von Cluny machte sich auch in der Architektur bemerkbar. Das Muster der Abtei Saint-Pierre-le Vieux, mit dem von einem Säulengang gesäumten Chor, der es erlaubt, um den Altarraum herum zu gehen, wurde in manchen Clunia­zenser­kirchen kopiert. Man findet sie im Burgund, in Deutschland und in der Schweiz. Ab Ende des 12. Jh. gewannen die Schüler des Hl. Bernhard von Clairvaux (es sind die Zisterzienser von Cîteaux) weitreichenden Einfluss, während das an Bedeutung ständig abnehmende Cluny bis ins 17. Jh. hinein bemüht war, sich zunehmender Vereinnahmungsbemühungen anderer Orden zu erwehren. Nachdem die (revolutionäre) verfassungsgebende National­ver­sammlung von 1790 die Aufhebung aller religiösen Gelübde, d.h. deren Ungültigkeit und Unverbindlichkeit deklariert hatte, löste sich der Orden auf und seine Mitglieder zerstreuten sich. Die Abtei von Cluny selbst wurde veräussert, dann zum Staatseigentum erklärt und schliesslich in den Folgejahren der Revolution zerstört.

Link zur romanischen Abtei-Kirche im Payerne (CH) und zu den Ruinen von Rüeggisberg (CH)


Fotos: Gerhard Eichinger, Textquelle: Ultreïa No 56