Gegenüber dem Hotel Beau Rivage befindet sich eine
Gedenkstätte der Kaiserin Elisabeth von Österreich
In der Nähe wurde sie ermordet. Ihre letzte Ruhestätte ist in der Kapuzinergruft in Wien neben Franz Josef.
Auf den Spuren der Jakobspilger durch die Stadt Genf [1]
Der Gang auf den Spuren der Jakobspilger durch die Stadt Genf beginnt auf dem Platz vor dem 1850 erbauten Bahnhof Place Cornavin. Der Name Cornavin geht auf einen Gasthof und Weinberge zurück, die der Bischof hier, vor dem nördlichen Stadttor, besass. Ursprünglich Corne à Vin [Wein-Füllhorn], wurde das Wort zu Cornavin.
Kirche Notre-Dame
Nach dem Abbruch der Genfer Stadtbefestigung (1842-1846) wurde das freigewordene Gelände neu genutzt. Die Katholiken erhielten die 1546 errichtete ehemalige Bastei Cornavin zugesprochen und bauten dort die neugotische Kirche Notre-Dame. Sie wurde zu Genfs bedeutendster katholischer Kirche.
Coutance ist eine verballhornte Namensform von Konstanz. Am unteren Ende der Strasse befand sich die 1472 gegründete Herberge zum Weissen Kreuz. Die Rue de Coutance, früher die geschäftliche Pulsader von Saint-Gervais, veränderte ihren Charakter 1826, als die 16 Holzkuppeln abgerissen wurden, die die Auslagen der Geschäfte schützten.
Pont de l’Ile
Die Bedeutung der Insel inmitten der Rhone für die Überquerung des Flusses ist bekannt. Den ersten Flussübergang erbauten die Kelten; er wurde 58 v. Chr. von den Truppen Cäsars zerstört. Die Römer errichteten an gleicher Stelle eine zweite Brücke. Im Spätmittelalter befand sich hier eine mit Häusern bebaute Holzbrücke; im 16. Jahrhundert wurde sie wegen des zunehmenden Verkehrs durch eine zweite flussaufwärts ergänzt. Heute verbinden moderne Betonbrücken das durch die Rhone geteilte Genf.
Als Verstärkung der Stadtbefestigung wurde zwischen 1215 und 1219 eine Burg zum Schutz der Rhonebrücke erbaut. Die Burg hatte den Zweck, den Verkehr zu kontrollieren. Die Burg war nach den zwei Flussinseln Château de l’Ile benannt. Pilger fanden auf der Brücke Unterkunft im Gasthaus „Bourdon“.
Im 17. Jahrhundert bildeten die Wohnungen, Läden und Werkstätten – die Gewerbetriebe waren auf die Wasserkraft angewiesen – auf den Brücken ein eigenes Quartier. 1670 wurde es durch Brand fast vollständig zerstört. Beim Wiederaufbau wurde der bisherige Platz erweitert. Der neue städtische Raum erhielt den Namen Place Bel-Air.
Place Bel-Air
Früher war der Platz nach dem 1445 erstmals erwähnten Gasthof „Drei Könige“ benannt, der sich an der Stelle des heutigen Gebäudes der Bank CS befand. Am Platz stand einst ein Kapellchen, Notre-Dame du Rhône (Brücke), wo die Reisenden zu einem Gebet anhielten. Bankiers ersetzten es im 14. Jahrhundert durch die reich ausgeschmückte Florentinerkapelle. Zwei Hospize standen am Ort: das im 14. Jahrhundert gegründete Jakobshospiz mit Kapelle und das 1350 gegründete Hospiz Notre-Dame du Rhône (Pont).
Rue de la Cité
Der Strassenname „Carreria Civitatis“ weist darauf hin, dass die Verbindung von der Rhonebrücke zum Stadtkern ursprünglich ausserhalb der Stadtmauern lag.
Grand’Rue
Die Grand’Rue, die je nach Abschnitt verschiedene Namen trug, folgt dem Verlauf der alten Römerstrasse.
Die Verengung der rue de l’Hôtel-de-Ville zeigt die Stelle an, wo bis 1841 das Tor zum 1320 abgebrochenen Bischofsschloss stand. Das einstige Zeughaus gegenüber dem Stadthaus geht auf eine gedeckte Halle aus dem frühen 15. Jahrhundert zurück.
Stadthaus
Vom Anfang des 15. Jahrhunderts bis zur Reformation war das Stadthaus der Sitz einer mit beschränkten Befugnissen ausgestatteten Stadtregierung. Ab 1535 diente es als Sitz der Republikbehörden. Nach 1488 wurde im oberen Stockwerk der heutige Staatsratssaal mit gotischen Wandmalereien ausgeschmückt. Die rue du Soleil-levant hat ihren Namen von einem Gasthof, der im Mittelalter sehr bekannt war. Dieser stand gegenüber dem ehemaligen Zeughaus, an der Ecke der rue du Puits-St-Pierre.
Beim Zeughaus biegen wir am Weg zur Kathedrale nach links.
Kathedrale St-Pierre
Im Mittelalter war Genf ein Fürstbistum des Heiligen römisch-deutschen Reiches. Seine Blütezeit erreichte es 1450, als Genf zum wichtigsten Messeplatz Europas aufrückte.
In den Reformationswirren wurde die Kathedrale in „St.-PetersTempel“ umbenannt. Die Kirche wurde ihrer liturgischen Einrichtungen, ihrer heiligen Bilder, ihres Goldes und ihres fürstlichen Prunks beraubt. Aber die Mauern blieben erhalten.
Die Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert wurde am Ort einer Basilika des 4. Jahrhunderts über einer römischen Tempelanlage in gotischem Stil erbaut. Deren Fundamente befinden sich unter der Kathedrale.
Der Bau aus dem 12.-13. Jahrhundert hält sich eng an den Plan des Vorgängerbaus. Grundriss und Ausstattung sind zum Teil noch romanisch. Die Kathedrale besteht aus einem fünfjochigen Hauptschiff sowie Seitenschiffen und einem vorspringenden Querschiff mit vier Kapellen, die Vorchor und Apsis einrahmen.
So sah die Kirche in ihrer gotischen Form aus, bevor die klassizistische Tempelfront gebaut wurde. Vielleicht wird die ursprüngliche Form wieder einmal hergestellt?
Die Glasfenster des Chors aus dem 15. Jahrhundert zeigen die Heiligen Petrus, Paulus, Maria-Magdalena, Johannes den Evangelisten sowie den Pilgerpatron Jakobus den Älteren, gehüllt in einen Purpurmantel mit Hermelinbesatz, mit den Attributen Pilgerstab und Muschel.
Das im 19. Jahrhundert eingebaute Chorgestühl stammt wahrscheinlich aus dem ehemaligen Franziskanerkloster am Ufer (Rive). Jakobus der Ältere ist dargestellt mit Sandalen an den Füssen, Pilgerhut und Muschel. In der einen Hand trägt er ein Buch, in der andern einen Pilgerstab.
Für eine grössere Ansicht des kompletten Fensters klicken sie auf das Bild!
Place du Bourg-de-Four
Der jahrhundertealte Platz liegt am Kreuzungspunkt der grossen Kaiserstrassen Richtung Mailand über Annecy und Richtung Vienne-en-Dauphiné über Seyssel. Ab 1290 diente der Platz als Viehmarkt. Im 11. Jahrhundert hatte sich der Bourg-de-Four zunehmend in ein Vorstadt-Marktquartier verwandelt. Bald siedelten sich Gasthäuser, Herbergen und Hospize an. In der Blütezeit des 13. Jahrhunderts gab es nachweislich mindestens ein Dutzend Gastgewerbebetriebe rund um den Platz. Beispiele sind etwa:
La Coquille (Nr. 21): Das Gasthaus mit der Jakobsmuschel als Erkennungszeichen war die erste Anlaufstelle der Reisenden.
Gegenüber stand das Pomme d’or. Le Griffon (Greif): Das Fabelwesen, halb Löwe, halb Adler, galt im Mittelalter als Symbol und Wahrzeichen der doppelten – menschlichen und göttlichen – Natur Christi. Le Chêne (Eiche): Die Eiche galt im Mittelalter als Zeichen der Gastfreundschaft. La Chemise Blanche: Der Name erinnerte an das strahlend weisse Gewand Jesu bei der Verklärung.
Ausblick von der Kathedrale auf Genf und den See.
Hier sitzen wir beim wohlverdienten Kaffee, bzw. Bier und feiern den Abschluss unserer Wanderung. Vis-à-vis zeigt das Jakobswegschild Richtung Santiago. Wir fahren aber mit der Bahn wieder zurück nach Zürich.
[1] Quelle: Zeitschrift "Ultreïa" der Freunde des Jakobsweges, Schweiz No 42; Autor: Adrien Grand, Übersetzung: Otto Dudle