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„Der Weg ist das Ziel“

Bericht von Heike

Samstag, 30. August

Der Titel sagt es schon, dieses Jahr sollte es eine ganz besondere Wanderwoche werden. 21 Personen (plus Franz) versammelten sich am Samstagmorgen im HB, um acht Tage miteinander auf dem berühmten Jakobsweg von Konstanz nach Willisau zu wandern und so einen Teil der alten Pilgerroute nach Santiago de Compostela in Angriff nehmen. Franz Portmann, der Mann für alle Fälle, war mit seinem Auto pünktlich parat, um unser Gepäck für die Woche einzuladen, so dass wir nur noch mit dem Tagesrucksack in den Zug nach Konstanz über Weinfelden einsteigen mussten.

Wir waren pünktlich um 10 Uhr in Konstanz, wo wir vor dem Info-Büro von einem charmanten Fremdenführer begrüsst wurden. Unser erster Besuch galt dem Konzilsgebäude, direkt am Bodensee gelegen. In den Jahren 1414 bis 1418 fand in Konstanz der grösste Kongress des Mittelalters statt, das 16. ökumenische Konzil zur Wahl eines Papstes, das einzige auf deutschem Boden. 1417 wurde Martin V. zum neuen Papst ernannt. Konstanz wurde ausgewählt, weil es zum einen Bischofssitz war, weil es ausreichend Herbergen gab und die Speisen „nicht allzu teuer seien“. Und Konstanz verfügte über die entsprechenden Gebäude und Räume, wie das 1388 bis 1391 erbaute „Kaufhaus“, das heute Konzilsgebäude genannt wird. Konstanz hatte zu dieser Zeit nur 6000 Einwohner, musste aber insgesamt 72'000 Gäste beherbergen. 1527 schloss sich Konstanz der Reformation an.

Konstanz Konzilsgebäude

Von 1968 bis 1970 wurde das Konzilsgebäude renoviert und zu einem Tagungs- und Festgebäude mit ausgefeilter Technik umgestaltet. Es ruht  heute noch fest auf vierzehn gewaltigen eichenen Stützen. Das ehemalige Warenlager im Erdgeschoss und der Saal der Papstwahl im Obergeschoss stehen heute als Tagungsräume für Veranstaltungen von 50 bis 800 Personen zur Verfügung. Wir hatten ja vor zwei Jahren unseren Kaffeehalt von den Pensionierten der UBS in diesem grossartigen Haus.

Wir besuchten noch das schöne Münster, sahen die Jesuitenkirche, die leider geschlossen war, die Stephanskirche, die orthodoxe Kapelle und das schöne Inselhotel Steigenberger, das früher ein Kloster beherbergte, was noch an dem schönen Kreuzgang zu erkennen ist.

Der sehr kompetente, liebenswürdige Stadtführer meinte es gut mit uns. Eigentlich war nur ein Rundgang von gut zwei Stunden vorgesehen, aber nach drei Stunden konnte er sich immer noch nicht von uns trennen – bis sein Handy tönte und seine Frau ihn ermahnte: das Mittagessen sei parat. Obwohl wir teilweise uns mit einem Regenschirm bewappnen mussten, erlebten wir einen tollen Rundgang durch Konstanz, auf dem uns die schöne Stadt wirklich näher gebracht wurde.

Aber auch wir hatten ja noch ein Programm: Weinfelden sollte erreicht werden. Nach einem Imbiss im Migros in Kreuzlingen begaben wir uns auf den „Schwabenweg“. Drei Stunden sollten wir noch mindestens marschieren. Es war eine leichte Tour durch das liebliche Thurgau, über Bommen – Alterwilen – Engelswilen nach Weinfelden. Unterwegs beobachteten wir zwei Rehe. Weinfelden liegt auf 432 m und zählt um die 9000 Einwohner. Es ist Sitz des Kantonsparlaments und des Kantonsgerichts. Wir wohnten im Gasthaus zum Trauben und Gasthof Isebähnli. In der Traube, es ist gegenüber dem wunderschönen Rathaus gelegen, nahmen wir unser erstes gemeinsames Nachtessen ein. Markus hätte den Auftakt der Ferien nicht schöner gestalten können. Wir dinierten in einem wunderschönen alten Saal mit Butzenfenstern. Wir tranken „Bürgerwein“, denn das Haus gehört der Bürgergemeinde.

Sonntag 31. August

„Wenn am Morgen die Sonne aufgeht, sollte jeglicher Mensch Gott loben, der sie zu unserem Nutzen geschaffen hat. Denn ihr verdanken wir, dass unsere Augen den hellen Tag sehen“ (Lob der Schöpfung aus „Der Sonnengesang“ von Franz von Assisi).

Ja, heute Morgen konnten wir uns noch nicht am Sonnenschein erfreuen, bis um ca. 11 Uhr mussten wir im Regen durch das noch sonntagsruhige Weinfelden, über die Thur ins Bauernland „Mostindien“ wandern. In Affeltrangen machten wir eine kurze Mittagsrast. Unsere Wanderwoche führte uns ja grösstenteils über den Jakobsweg, und so wollten wir uns auch wie Pilger benehmen. Wir wanderten jeden Tag eine Stunde schweigend. Es war sehr erbauend: Wir hörten die Vögel zwitschern, sahen Rehe und konnten auch wieder zu uns selbst finden. In der St.- Margaretha-Kapelle in Münchwilen hielten wir Einkehr des Tages. Erika, eine Schwester von Markus, Klosterfrau von Baldegg, las uns jeden Tag aus dem Büchlein von Anton Rotzetter „Ich rufe Sonne und Mond“. Sie fand immer eine spezielle Stelle aus dem Sonnengesang, die zu unserem Tagesverlauf passte und uns nachdenklich und glücklich machte, dass wir so schöne gemeinsame Tage erleben durften.

Wir wanderten durch den Wald und über einen Pass, bis sich vor uns das schöne ehemalige Benediktiner-Kloster Fischingen zeigte. Die weit herum bekannte barocke einschiffige Kirche (1687) und das beliebte Bildungshaus im Kloster machen Fischingen zu einem Zentrum des kirchlichen und kulturellen Lebens des Kantons Thurgau. Das Kloster stammt vom Baumeister Grubenmann.

Die Strecke haben wir in drei Teiletappen von je zwei Stunden bewältigt, und wir erreichten bald einmal das Gasthaus Sternen, Fischingen, wo wir von einer sehr lieben Wirtsfamilie empfangen wurden. Der Sohn und die Tochter schauten, dass es mit dem Service klappte, und die Mutter sorgte in der Küche dafür, dass unsere hungrigen Mäuler gestopft wurden, und es war wirklich wunderbar, was die Köchin da gezaubert hatte: Kartoffelstock, Gulasch und Gemüse. Sie musste sich uns nach dem Essen natürlich persönlich vorstellen, und wir applaudierten. Ein Teil der Gruppe durfte am Abend mit Franz noch auf die Alp fahren, wo einige von uns zum Übernachten untergebracht waren. Dort waltet der Papa der Wirtsfamilie, und die Ausquartierten fühlten sich in der Höhe anscheinend recht wohl.

Montag, 1. September

Nach dem Frühstück blieb uns noch etwas Zeit, um das ehemaligen Benediktiner-Kloster von Fischingen zu besichtigen. Kurz nach der Gründung des Klosters lebte hier die heilige Idda. Sie wurde nach ihrem Tode im Jahre 1200 in der Toggenburger Kapelle neben der Klosterkirche begraben und als Heilige verehrt. In der Katharinenkapelle hielten wir Einkehr und Andacht.

Kloster Fischingen

„Gelobt seist Du, Herr, mit allen Wesen, die du geschaffen, der edlen Herrin vor allem, Schwester Sonne, die uns den Tag heraufführt und Licht mit ihren Strahlen, die Schöne, spendet, gar prächtig in mächtigem Glanze: Dein Gleichnis ist sie, Erhabener.“

Nun begaben wir uns wieder auf den Schwabenweg bei strahlendem Sonnenschein. Beim Hörnli verliessen wir diesen und gelangten nun auf den Toggenburger Höhenweg auf die Hulftegg, 949 m Passhöhe. Da das Restaurant geschlossen war, hatte Markus einen Spezialservice arrangiert: Bruno und Ruth (Schwester und Schwager von Esther aus Genf) brachten uns Getränke und Picknick. Für Markus hatten sie natürlich ein Bier kalt gestellt. Hei, wie das zischte! Aber der Tag sollte uns noch einiges abverlangen: der Aufstieg zum Schnebelhorn. Mit seinen 1291 m ist es der höchste Punkt des Kantons Zürich. Von oben hatten wir einen wunderschönen Ausblick ins Zürcher Oberland. Wenn schon kein Gipfelwein für uns gereicht wurde, so geniessen wir halt den Gipfelkuss! Nach einer ausgiebigen Gipfelrast begaben wir uns Richtung Chrüzegg zum nagelneuen Berggasthaus, wo wir übernachteten. Die sauberen, zum Teil Mehrbettzimmer, luden zu einer guten Nacht ein, denn wir waren doch wieder etwa sieben Stunden Marschzeit unterwegs. Aber vorher stärkten wir uns noch bei einem guten Nachtessen: Salat, Käseschnitte oder Schnitzel/Pommes Frites. Natürlich hatte Markus auch heute wieder ein gutes Glas Wein für uns bestellt, um auf den schönen Tag anzustossen.

Dienstag, 2. September

Nach dem Frühstück ging es zuerst gut eine Stunde auf einem happigen Abstieg zur Talstation der Atzmännig-Bahn. Aber strahlender Sonnenschein begleitete uns. Mit einem eigens für uns bereitgestelltem Postauto ging es von Atzmännig nach Rapperswil. In Rapperswil konnten wir uns noch etwas verweilen: Picknick einkaufen, Kaffee trinken oder aber die Altstadt der schönen Rosenstadt etwas anschauen. Weiter ging die Wanderung über den neuen Hurdener Steg in Richtung Pfäffikon/SZ. Als wir in die Höhe stiegen Richtung Etzel, hatten wir einen schönen Blick von oben aufs Schloss Rapperswil und die Insel Ufenau. Markus hatte beim Anblick der Ufenau noch etwas zum Schmunzeln auf Lager:

„Es fahren ein Pfarrer, ein Pastor und ein Rabbi auf die Ufenau zum Fischen. Bald gehen dem Pfarrer die Würmer aus. Er geht wie einst Jesus übers Wasser, gelangt ans Ufer und gräbt nach neuem Köder für die Angelrute. Das Gleiche macht der Pastor, als ihm die Würmer ausgehen. Der Rabbi hat auch bald nichts mehr zum Angeln. Er begibt sich ins Wasser, geht unter und ertrinkt. Da meinen der Pfarrer und der Pastor: "Der Glaube allein nützt nichts, man muss auch noch wissen, wo die Pfähle stehen“.

Es war wieder ein heisser Tag heute, und der Aufstieg Richtung Etzel verlangte von uns eine gute Kondition.

In der Meinrad-Kapelle hielten wir Andacht mit Erika. Sie las uns wieder aus Anton Rotzetter: „Ich rufe Sonne und Mond“. „Gelobt seist Du, Herr, durch Schwester Quelle: Wie ist sie nütze in ihrer Demut, köstlich und keusch!“

Ja, wir plangten wieder nach einer kühlen Quelle zum Durstlöschen im Meinrad-Restaurant. Waren wir Walter C. als Wanderer zu langsam, oder war er so durstig? Auf jeden Fall pirschte er voraus und sass schon beim kühlen sauren Most, als wir anderen ankamen.

Gut erholt ging es auf die letzte Etappe nach Einsiedeln. Wir überquerten die Teufelsbrücke, ein schönes Holzbauwerk, ebenfalls von Grubenmann errichtet. Wir sahen auch noch die Gedächtnistafel von Philippus Areolus Theophrastus Paracelsus, der im 1600 Jh. als Arzt, Naturforscher und Philosoph gewirkt hat und in der Nähe von Einsiedeln geboren wurde. Die letzte Etappe nach Einsiedeln legten einige von uns in schnellen Schritten zurück. Auf halbfünf stand noch eine Andacht und Konzert in der Klosterkirche Einsiedeln auf dem Programm, bevor wir uns alle um 18 Uhr eine interessante Erklärung und Führung der Wallfahrtskirche anhören durften. Die Benediktinerabtei geht auf eine Gründung im 10. Jh. zurück. 934 wurden die ersten Klosterbauten über der Klause des 861 ermordeten heiligen Meinrad errichtet. Die 1719 bis 1735 nach Plänen von Caspar Moosbrugger erbaute zweitürmige Kirche gilt als bedeutendster Barockbau der Schweiz. Für die Ausmalung wurden die Brüder Asam aus Bayern herangezogen. Von der weiteren Ausstattung sind die Gnadenkapelle (1817) mit dem Gnadenbild der „schwarzen Muttergottes“ (15 Jh.) und das perspektivische Chorgitter (1685) hervorzuheben.

Da wir heute wieder über sechs Stunden gewandert waren, genossen wir das schöne Hotel Roter Hut in Einsiedeln, wo Markus uns einquartiert hatte, gerade gegenüber dem Kloster. Wir durften das Nachtessen auch hier in einem schönen alten Saal des Hotels einnehmen. Obwohl wir ständig vom strengen Blick der Wirtsfrau überwacht wurden, genossen wir das super Nachtessen und ein feines Glas Roten! Danke, Markus, hast du gut organisiert! Muss ja auch mal gesagt sein.

Mittwoch, 3. September

An diesem Tag erlebten wir die Königsetappe. Die anderen Tage pilgerten wir so um die gut sechs Stunden, heute sollten es mindestens siebeneinhalb Stunden werden, was bei Markus dann meistens acht bis neun Stunden bedeutet. Ich bewundere immer wieder Markus’ Kondition, und dazu meistens einen dicken Stumpen „qualmend“. Aber immer guter Laune! Gleich nach Einsiedeln begaben wir uns auf den Pilgerweg nach Aegeri in einem kurzen Anstieg zuerst zum Chatzenstrick. Dazu erzählte Franz, als gebürtiger Luzerner, uns noch eine kleine Anekdote.

Nach unserem täglichen schweigenden Aufstieg erreichten wir Kappeli Jost (1653), wo wir mit Erika wieder Einkehr hielten:

„Gelobt seist Du, Herr, durch unsere Schwester, die Mutter Erde, die gütig und stark uns trägt und mancherlei Frucht uns bietet mit farbigen Blumen und Matten.“

Und gerade sahen wir vor uns so eine grüne Wiese. Hier fand die Schlacht bei Morgarten statt, die den ersten Sieg der Eidgenossen über die Habsburger, 15. November 1315, brachte. Dieser erste eidgenössische Waffensieg beendete für längere Zeit habsburgische Vorstossversuche in die Innerschweiz, was durch den Abschluss eines Waffenstillstandes bekräftigt wurde.

Nach einer ausgiebigen Mittagsrast am See wanderten wir weiter via Unterägeri zum Buschenkappeli auf dem hinteren Zugerberg, bevor wir den strengen Abstieg auf Asphalt nach Arth unter die Füsse nahmen.

Unsere Unterkunft für diese Nacht war das Hotel Adler, Arth, wo uns auch ein feines Nachtessen, dazu roter und weisser Merlot, serviert wurde. Wir schliefen, glaube ich, alle wie die Engel nach dieser Königsetappe und träumten von der herrlichen Natur, die wir heute in der Innerschweiz erleben durften.

Donnerstag, 4. September

Am Morgen nahmen wir es etwas gemütlich und fuhren mit der Bahn bis Immensee. Von hier aus begann unsere Wanderung. Zuerst führte unser Weg durch die geschichtsträchtige „Hohle Gasse“. Es ist ein von alten Buchen eingefasster Fussweg. Nach der Überlieferung soll dort Landvogt Gessler durch Wilhelm Tell mit der Armbrust erschossen worden sein. Als wir weiter wanderten, kamen wir zur Ruine der sogenannten Gesslerburg. Sie ist Überrest einer mächtigen mittelalterlichen Anlage, die jedoch in keiner Beziehung zu Gessler stand. Zurzeit wird sie renoviert. Goethe regte nach seinem Besuch dieser Stätten Schiller dazu an, den „Wilhelm Tell“ zu schreiben, der durch Rossini auch Eingang in die Welt der Oper fand.

Und schon bald erreichten wir das schöne Küssnacht am Rigi. Wir erinnern uns immer gerne an diesen Ort, haben wir hier doch schon schöne Klausfeiern mit „Berg und Ski“ erlebt.

Dieser Donnerstag war ein Traumtag: Der See war spiegelblank, blauer Himmel und gegenüber das Pilatusmassiv. Eine Gruppe von uns setzte sich in den Garten des Hotel du Lac Seehof, Küssnacht, und liess die wunderschöne Stimmung auf sich wirken – bei einer heissen Ovo.

Gestärkt und ausgeruht ging die Pilgerwanderung weiter über Udligenswil und Ebikon. In der Katharinenkapelle Haltikon hielten wir heute unsere Einkehr. Wir hatten unterwegs einen wunderbaren Ausblick in die Bergwelt: u. a. Urirotstock, Glärnisch, ein wenig den Titlis. Unsere Tour führte weiter am Rotsee vorbei nach Rathausen. Hier pilgerten wir auf etwas abenteuerliche Weise. Wir hatten wohl nicht den richtigen Weg erwischt, jedenfalls mussten wir der Bahnlinie entlang laufen und diese sogar überqueren, wozu nicht alle aus der Gruppe bereit waren. So zogen die einen noch ihre Schuhe aus und wateten durch ein Bächlein.

Weiter führte der Weg der Reuss entlang, bis wir nach über sechs Stunden Wanderzeit Hotel-Restaurant St. Christoph, Emmenbrücke, erreichten. Wir verbrachten einen gemütlichen Abend in diesem schönen Hause, mit Vier-Gang-Menü, bis wir todmüde ins Bett fielen.

Freitag, 5. September

Wir erwachten wieder bei strahlendem Sonnenschein! Über weite Matten mit Sicht auf die Pilatuskette wanderten wir nach Hellbühl, wo wir einkehrten, und es uns Wohlsein liessen. Der Altmann, Tödi, Pilatus – welch ein Panorama tat sich vor uns auf! Weiter ging die Wanderung nach Ruswil, wo wir eine Stunde Mittagsrast hielten, bevor wir den Mittelpunkt vom Kanton Luzern erreichten. Wir liessen uns im Gras nieder und lauschten Erikas Andacht:

„Gelobt seist Du, Herr, durch Bruder Wind und Luft und Wolken und Wetter, die sanft oder streng, nach Deinem Willen, die Wesen leiten, die durch Dich sind.“

An diesem Tag erwartete uns ein weiterer Höhepunkt. Nach einem steilen Anstieg erreichten wir das hoch über der Emme gelegene ehemalige Franziskaner-Kloster Werthenstein (553 m). Die Wallfahrtskirche entstand von 1608 bis 1613. Der Arkadenhof (1636) zählt zu den bedeutendsten Leistungen der Renaissancebaukunst in der Schweiz. Am Weg zwischen Kloster und Holzbrücke befindet sich das Gnadenbrünneli. Man sagt dem Wasser grosse Heilkraft nach, bei allerlei Körperbeschwerden kann es innerlich und äusserlich angewendet werden. Es tröpfelt ja nur aus dem Brünneli, aber Elisa brachte die Geduld auf und füllte sich ihr Fläschchen, obwohl sie deswegen nachher einen Anpfiff erhielt, weil sie zu spät kam. Elisa, ich hoffe, das Wasser hat dir trotzdem gut getan!

Müde Wanderer erreichten endlich Wolhusen. Der Ort hat 3500 Einwohner und liegt auf 565 m. Es ist ein industriereicher Ort. Wir wohnten in den Hotels Krone und Rebstock. In der Krone gab es einen super „Schmaus“, vorher stiessen wir mit Schaumwein an, um den letzten Abend unserer wunderschönen Wanderwoche so richtig zu feiern und vor allem auch den lieben „Dreien“ zu danken. Franz’ Assistenz war natürlich wie immer perfekt. Es gab fast kein Hotel, wo nicht unser Gepäck wohl versorgt im Zimmer stand. (Wenn nicht, war es nicht seine Schuld). Wir haben uns erlaubt, gemeinsam ihm einen kleinen Batzen zu überreichen, mit dem er sich einen Wunsch erfüllen kann, vielleicht ein GPS?

Für Franz:

„Manchmal warst du der Bajazzo,
meistens unser Chef für Logistik,
oder aber unser Güggel zur Tagwacht.
Auf jeden Fall hast du es super gemacht.
Wir danken dir von ganzem Herzen
Verwöhne uns weiterhin mit deinen Scherzen“.

Dass die Wanderwoche so gut organisiert war, dafür danken wir Markus und Fritz, welche die ganze Route tagelang erwandert haben.

"Fritz und Markus haben für uns den Pilgerweg rekognosziert,
damit uns auf dem heiligen Pfad nichts passiert.
Es war eine wunderbare Tour,
auf der für uns gelegten Spur.
Der Jakobsweg führte uns von Konstanz nach Willisau,
dafür nehmt das Büchlein als kleine Rückschau".

Ich schenkte jedem das „Switzerland“, in dem zu jedem Kanton ein Bild gezeigt wird mit entsprechenden Erklärungen über das Wesentliche dieses Kantons. Marcel (mein Lebenspartner) ist der Autor der Texte.

Wir hatten auch ein Geburtstagskind während unserer Wanderwoche. Ursula lud uns zu einem feinen Apéro ein, um mit ihr auf den Festtag anzustossen. Danke Ursula!

Samstag, 6. September

Das Wetter ist so traurig wie wir: Es regnete. Samstag war der letzte Tag. Aber wir durften wieder etwas wandern: von Geiss, wo wir noch eine schöne Barockkirche anschauten, weiter nach Willisau. Das kleine, im 13. Jh. gegründete Städtchen hat sich seinen historischen Kern erhalten.

Markus verwöhnte uns zum Abschluss: Jeder von uns erhielt einen Sack Willisauer Ringli. War eine gute Idee! Danke, Markus.

In Willisau verabschiedete sich Esther aus Genf schon von uns, bevor wir zur Heimfahrt nach Zürich starteten. Franz leistete wieder einmaligen Service. Unser Gepäck wurde von ihm bis zum Ausgangspunkt unserer Reise: HB ZH, Kopfende Perron 18, chauffiert. Danke, Franz!

Die Wanderwoche auf dem Jakobs- zum Teil auf dem Schwabenweg war, glaube ich, eine Bereicherung für Körper und Seele. Danke, Erika, für die schöne Geste, mit uns zusammen jeden Tag Einkehr zu halten. Entschuldige, wenn ich deine Lesungen nicht direkt wieder gegeben habe. Ich zitierte aus: Der Sonnengesang von Franz von Assisi.

Heike