In Wittenberg an der Elbe befinden sich die Wirkungsstätten Martin Luthers, Philipp Melanchthons und Lucas Cranachs. Das Lutherhaus, das Melanchthonhaus, die Stadt- und die Schlosskirche zeugen von der im 16. Jh. erlangten Bedeutung der Stadt. Wittenberg war Hauptstadt des sächsischen Kurkreises und einst herzogliche und kurfürstliche Residenz von Sachsen-Wittenberg.
Marktplatz von Wittenberg: Als wir im Juni 2009 dort zu Besuch waren, wurde das Luther Denkmal gerade renoviert.
Bei der Stadtführung am Marktplatz
Die Stadtkirche
Die markanten Doppeltürme haben 1556/57 ihre Turmhauben bekommen. Das spätgotische dreischiffige Langhaus stammt aus dem 14. Jh., der Chor aus dem 13. Jh.
Wer durch das große Westportal in die Kirche hereinkommt, dem fällt sofort das riesige Altarbild im Chorraum auf. Es ist der berühmte Reformationsaltar von Lucas Cranach d.Ä. aus dem Jahre 1547. Die Kanzel, die man heute sieht, ist neugotisch. Die ursprüngliche Kanzel, von der Luther gepredigt hat, ist in der Lutherhalle zu besichtigen.
Der Reformationsaltar
zeigt in seinen unversehrt erhalten gebliebenen vier Bildtafeln die Grundzüge evangelischen Gemeindelebens und reformatorischen Kirchenverständnisses.
Am Reformationsaltar sind die Sakramente der Kirche dargestellt, so wie Luther sie anerkennt: im Zentrum das Abendmahl, links die Taufe und rechts die Beichte. Schauen wir uns das mittlere Bild an, Das Abendmahl, Christus und die zwölf Apostel. Dieses Abendmahl öffnet sich der Welt: durch große Fenster blickt man auf eine Landschaft mit einer Burg, die der Wartburg, in der Luther die Bibel übersetzt hat, zum Verwechseln ähnlich sieht. Damit wird an die zentrale Bedeutung der Bibel in Luthers Lehre erinnert.
Der Tisch ist also rund. Und wo ist der zentrale Platz an einem runden Tisch? Es gibt keinen: Christus sitzt links und auch wenn er nicht auf der Bank der Apostel sitzt, so hebt er sich immerhin nicht sofort von ihnen ab. Er gehört zum Kreis, es ist ein wohlwollender, aufmerksamer Christus, kein dominanter Christus.
Unser Blick wird von etwas angezogen, das schräg gegenüber passiert:
Der Apostel, der seinen Blick nach außen richtet, während ein Diener ihm einen weissen Kelch reicht, ist niemand anderes als Luther selbst. Der Kelch erinnert daran, dass Luther die Verwendung des Kelchs beim Abendmahl wieder eingeführt hat, symbolisiert aber auch den Neubeginn. Cranach der Ältere gab dem Diener die Züge seines Sohnes, der auch Maler ist. Er wird die Seitenflügel nach dem Tod seines Vaters fertig stellen und als Cranach der Jüngere in die Geschichte eingehen. Links von Luther sitzt Hans Lufft, der die erste Lutherbibel gedruckt hat und so zu ihrer Verbreitung beigetragen hat.
Schauen wir uns noch kurz die Seitenflügel an: links Philipp Melanchthon, der große Theologe und Freund Luthers beim Taufen eines Kindes. Der Taufe sehen Lucas Cranach d. Ä. und seine Ehefrau Barbara zu.
Es ist dies eines der wenigen Bilder auf der Cranachs Frau Barbara zu sehen ist. Rechts ist eine andere wichtige Figur der Reformation, Pfarrer Bugenhagen bei der Beichte, mit den Schlüsseln der Vergebung, die bis dahin dem Papst vorbehalten waren. Der Protestantismus hat die Beichte als Sakrament übrigens erst viel später abgeschafft.
Die Predella (Sockelbild) schließlich zeigt Luther bei der Predigt, sowie Cranach d.Ä. und Katharina von Bora als Gemeindeglieder.
All dies macht diesen Altar zu einem wahren Manifest der Reformation, der religiösen Bewegung, die Deutschland so tief und nachhaltig prägen wird. Das fertige Manifest wird Luther nie sehen. Er stirbt 1546, ein Jahr bevor es eingeweiht wird.
Quelle: Arte-Dokumentation, Text von Jeanne Desto
e-book zum Reformationsaltar: http://edition-akanthus.de/digibooks/derreformationsaltar/
Hinter dem Reformationsaltar an der Chorwand befindet sich ein weiteres Cranach Bild zum Thema Reformation. Es zeigt wie die Katholiken und die Reformierten ihren Garten pflegen. Oben holen zwei Reformierte den Mist aus den katholischen Garten.
Die Schlosskirche
Die Schlosskirche mit der Grablege der Askanier und dem Luthergrab
Das viel fotografierte Thesentor an der Schlosskirche.
Die Cranachhöfe
Die Cranachhöfe und die Cranachschen Gebäude wurden sorgfältig renoviert.
Blick auf die Werkstätte. Lucas Cranach d. Ä. beschäftigte hier bis zu neun Gesellen.