Tagebuch der Skiwoche Val Gardena in den Dolomiten 06.-13.03.2010
Sa. 6.3.
Unser Abfahrtstag war gekennzeichnet durch einen Wintereinbruch in der Ostschweiz mit viel Schnee und Glatteis, Verkehrschaos und Unfällen en mass. Der Busverkehr in Zürich war total eingestellt. Uns ereilte das Glatteis auf der Kornhausbrücke. Ein Auto vor uns stand schräg und wir mussten stehen bleiben. Auf der vereisten Fahrbahn konnten wir nicht mehr anfahren. Fertig für heute? Nein, zwei Bus-Teppiche retteten uns. Hans, der Chauffeur, schob sie unter die Räder und fuhr vorsichtig los. Yvonne war ausgestiegen und rannte mit den zwei Teppichen dem Bus nach. Erst bei der nächsten Kreuzung am Ende der Brücke konnte sie wieder einsteigen.
Verstopfte Autobahnen führten zu Stadtbesichtigungen in Winterthur und St. Gallen. Das Mittagessen nahmen wir an der Arlbergbundesstrasse in Vorarlberg ein. Endlich, nach der Blockabfertigung durch den Arlbergtunnel gab es keine gröberen Staus mehr. Wir sind statt um 16:00 erst nach 19:00 in Wolkenstein angekommen. Nach der Zimmerzuteilung und dem hektischen Suchen der 500-er Zimmer (das gibt es doch nicht - wo sind die bloss?) genossen wir ein herrliches Abendessen.
Eine Menukarte habe ich abgetippt
So 7.3.
Unseren ersten Skifahrtag gestalteten wir gemeinsam in einer Traumlandschaft und in einem schier unendlich grossen Skigebiet. Gleich hinter dem Hotel ist ein erster Lift zum Start zu einer Skiwanderung (Lifte und Abfahrten), der uns über das Grödner Joch nach Corvara brachte.
Dort haben wir das Skigebiet ein wenig erkundet. Nach dem etwas späteren Mittagessen in dem Rifugio Biok (Rifugio = Hütte) traten wir wieder den Heimweg an, und das war gut so, denn wir waren erst so um 16:30 wieder daheim. Zeit für ein Bier an der Bar. Die Dusche, kurz ausruhen, denn um 18:45 war Apéro im Hotel und anschliessend Nachtessen. Von den 5 Gängen konnte man Speisen beliebig austauschen – oder noch besser (für die Linie) weglassen.
Mo 8.3.
Bereits beim Frühstück genossen wir im Wintergarten den Blick auf die imposante Sella-Gruppe. Mit dem Hotelbus liessen wir uns zur Ciampinoi Gondelbahn bringen. Oben am Ciampinoi, dem Startpunkt der Gröden-FIS-Abfahrt konnten wir uns zunächst an der Rundum-Aussicht nicht satt sehen.
Mit den Skiern begaben wir uns in Richtung Sella-Pass. Der Himmel zeigte sich von seiner schönsten blauen Seite. Kein Wölkchen weit und breit. Die Märzsonne lachte sehr kräftig. Trotzdem war es eisig kalt. Der Wind machte uns zu schaffen. Ein heisser Tee wärmte uns von innen im Rifugio Solei. Danach traten wir die Rückreise an, mit der Idee über St. Christina und der unterirdischen Verbindungsbahn auf den Col Raizer zu fahren. Daraus wurde nichts, weil die Zeit nicht reichte. Im Skigebiet Wolkenstein – Ciaminoi in der Baita Saslung (Baita = Hütte auf ladinisch) kehrten wir zu Mittag ein und erhielten als Gruppe gleich einen riesen Tisch. Noch kurz eine Abfahrt über die Loslong-Strecke nach Christina. Kurz vor Christina standen wir vor einem Schloss, das fotografiert werden musste.
Die Fischburg, an der Grenze zwischen Wolkenstein und St. Christina, ist ein zwischen 1622 und 1641 von Engelhard Dietrich von Wolkenstein-Trostburg erbautes Sommer- und Jagdschloß im Stil der Renaissance, das aber in seiner Monumentalität mittelalterliche Wehr- haftigkeit vortäuscht. Im Jahre 1863 schenkte Leopold Graf von Wolkenstein-Trostburg die Fischburg der Gemeinde St. Christina zur Einrichtung eines Alters- und Armenhauses. Seit 1926 hingegen ist die Fischburg in Besitz des venezianischen Barons Andrea Franchetti und daher für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Sankt Christina heisst übrigens so nach der heiligen Christina von Bolsena *)
Nach dieser Abfahrt auf etwas härterer Piste, traten wir wieder die Heimreise an. Vom Ciampinoi fuhren wir ins Tal nach Wolkenstein und genossen die Aussicht auf die Sella Gruppe.
Am späten Nachmittag war für den Berichtschreiber noch ein Besuch des Pools samt Outdoor-Anlage und der Sauna angesagt.
Di 9.3.
Heute waren wir etwas zeitiger dran. Kein Stau beim Hotelbus, keiner bei der Gondelbahn Ciampinoi. Die Sella-Runde (rechts herum) stand auf dem Programm. Wir fuhren ohne Maria, Erika und Udo. Die Sella-Umrundung ist eine wunderbare Skiwanderung von einer Abfahrt zur nächsten. Dazwischen bringen Lifte die Skifahrer wieder nach oben. Jede Abfahrt ist anders. Immer tun sich neue Blickwinkel auf, tauchen neue Berge, neue Felsspitzen auf. Manche Abfahrt war so schön, dass wir sie unbedingt wiederholen mussten. Es war leider wieder bitter kalt, so dass wir uns im Rifugio bei einem heissen Tee aufwärmen mussten. Besonders der heftige Eiswind machte uns zu schaffen. Zu Mittag waren wir in Corvara und fuhren mit der Gondel zum Rifugio Ferrante. Dort genossen wir Spaghetti Carbonara, die vom Feinsten waren, dazu ein Glas Roten und zum Abschluss einen „Bombardino“. Der Wirt spendierte noch eine Runde Grappa. Nach 14:00 traten wir die Heimfahrt und den Abschluss der Sella-Runde an. Die Sicht war etwas schlechter. Um 16:00 waren wir wieder in Wolkenstein. Ich ging noch im Dorf spazieren – hauptsächlich zum Bankomaten – und entdeckte in der Kirche von Wolkenstein am Hauptaltar ein Maria-Hilf-Bild.
Ein Bild, das mir am Jakobsweg in Österreich und Deutschland immer wieder begegnet ist. Wer sich dafür interessiert, den empfehle ich den Link zum Mariahilfbild
Dort gibt es auch ein Foto vom Wolkensteiner Marienbild.
Mi 10.3.
Geplant war die Sella-Runde links herum mit Skilehrer. Daraus wurde nichts, denn als wir zeitig am Morgen im Wintergarten beim Morgenessen sassen, sah die Welt trüb und düster aus. Es schneite, die Berge waren verhangen und es wehte ein stürmischer Wind. Und wegen dem Sturm war die Sella-Runde geschlossen. Wenige Mutige trafen sich um 10:30, um doch noch ein wenig Ski zu fahren. Um 10:30 sah die Welt schon anders aus, und die Sonne liess sich vor allem im Westen blicken. Wir fuhren mit der Gondel auf den Ciampinoi und dann die Gröden-FIS-Abfahrt nach St. Christina. Othmar und ich fuhren die schwarze Piste der FIS-Abfahrt und fanden sie gar nicht so schwarz. In St. Christina am Ende des Zielhangs ist der Eingang zur unterirdischen Standseilbahn (Metro), die uns im eleganten Bogen zur Talstation Col Raiser brachte. Am Col Raiser fuhren wir mit der langen Sesselbahn auf die Seceda (2518m). Bei bester Sicht und besten Verhältnissen genossen wir die herrliche Abfahrt zurück zum Col Raiser. Nochmals ging es mit dem Sessellift hinauf. „Das glaubt uns niemand“ sagte ich und so entstand das Foto „Die Skigruppe am Schlechtwettertag auf der Seceda im herrlichen Sonnenschein“.
Plötzlich war der Himmel strahlend blau, die Wolken hingen über der Sella-Gruppe und wir nahmen die 10.5 km lange Abfahrt nach St. Ulrich in Angriff. Ei, ging es da dahin! Immer wieder taten sich neue Ausblicke auf. Da ein Blick zurück auf die Zacken der Seceda und da sahen wir auch die Seilbahn, die uns ohne Stütze wieder hinauf bringen sollte. Von St. Ulrich aus brachte uns eine Gondelbahn zur besagten Seilbahn und die brachte uns dann wieder hinauf auf die Seceda. Als wir wieder oben waren, hatte es leicht zu schneien begonnen. Wir stärkten uns in der äusserst gemütlichen Sofie Hütte, bevor wir die Abfahrt zur Metrostation in St. Christina antraten. Vom anderen Metroende ging es mittels Gondel und Sechser-Sessel wieder hinauf auf den Ciampinoi. Die Abfahrt nach Wolkenstein war doch etwas anstrengend und man musste sehr auf die übrigen Skifahrer und Snowboarder aufpassen. Ein Sessellift brachte uns auf die andere Seite des Ortes, wo wir fast bis vors Hotel fahren konnten. So ging ein weiterer erlebnisreicher Skitag zu Ende.
Do 11.3.
Schlechtwettertag
Nach einem langen, gemütlichen Morgenessen im Wintergarten nahmen wir um 10:15 den Bus zur Ciampinoi-Bahn und waren erstaunt, wie viele Menschen da hinauf wollten. Oben war die Sicht gar nicht so schlecht und in Richtung Sella-Pass blinzelte die Sonne. Wir beschlossen eine Sella-Umrundung zu wagen. Es war zwar schon spät, aber das würden wir schon schaffen.
Die erste Abfahrt war recht mühsam, weil der Neuschnee zu Haufen zusammen geschoben war und jeder Schwung etwas Mühe bereitete. Und diese „Etwas“ summierten sich eben. Trotzdem haben wir den einen 6-er-Sessellift zweimal gemacht, weil dort der Schnee etwas besser war. Im Nu waren wir bei der Auffahrt zum Pordoj-Joch und auch dort machten wir eine extra Abfahrt. Die Abfahrt Richtung Arabba war dann wieder wegen der Schneehaufen recht mühsam und Kräfte raubend, und der Wunsch nach einer Pause stellte sich ein. Wo wir es auch versuchten, alle Refugios waren voll und es war kein Platz zu finden – schon gar nicht für 8 Personen. Da hatte Yvonne die Idee, abseits von der Sella-Runde ein Plätzchen zu suchen, und so fuhren wir nach dem Passo Compolongo mit einem Sessellift in das weitläufige Corvara Skigebiet. Bei der Bergstation im Rif. Cherz (2095m) war ein 8-er-Tisch für uns frei. Yvonne spendierte einen Kaiserschmarrn als Dessert für alle. Eine Rundtour durch das Corvara Skigebiet auf blauen Pisten brachte uns nach Corvara zum Verbindungslift. Viel Volk war unterwegs und wir mussten etwas anstehen. Nach vielen Liften waren wir endlich am Grödner Joch angelangt. Die Mehrheit war müde und beschloss mit der Gondelbahn nach Hause zu fahren. Um 16:30 trafen wir müde, aber erfüllt von einem schönen, erlebnisreichen Skitag im Hotel ein.
warten auf das Fünf Gang Menue
Fr 12.3.
Gewaltiger Abschlusstag
Nach den trüben Tagen war für heute endlich Schönwetter vorausgesagt und es wurde ein Prachttag. Um 9:00 sollten wir unseren Skilehrer vor der Danteceniers Bahn treffen. Der Skilehrer war eine bezaubernde 23-jährige Ivonne und wirkte vom ersten Moment an sehr sympathisch. Sehr rasant ging es gleich einmal los. Schon bald mussten wir ihr zeigen, was wir können und es gab erste Verbesserungsvorschläge. Da waren wir auch schon in Corvara und fuhren mit der Gondel auf den „Boe“ (2000 m).
Neue gewaltige Ausblicke taten sich auf und die Dolomiten glänzten in der Sonne. Auf der Abfahrt zum Passo Campolongo wurde unser Kurzschwingen trainiert. Da sind einige Schwachstellen zum Vorschein gekommen. Auch auf der langen Abfahrt vom Bec de Roces nach Arabba wurde fleissig geübt. Während die Einen übten, konnten die Anderen die Aussicht auf die Marmolada bewundern, die da in ihrer ganzen Pracht vor uns lag. In Arabba nahmen wir die Seilbahn auf die Porta Vescovo, die bereits zum Marmolada Gebiet gehört.
Von 2478 m boten sich phantastische Ausblicke auf die Marmolada und auf die gegenüberliegende Sella-Gruppe. Die berühmte Abfahrt nach Pont de Vauz auf 1851 m dauerte hinter unserer Skilehrerin gar nicht lange. Und im Nu waren wir wieder oben auf 2239 m am Pandojoch. Jetzt war noch Zeit für weitere Einzelübungen, bevor wir in der Fodom Hütte ausruhen konnten. Ivonne hatte einen Tisch reserviert und wir genossen Spaghetti in verschiedenen Variationen.
Nach der Mittagspause fuhren wir auf die Sass Becè, um dort auf 2395 m von einem neuen Einblick in die Sella-Gruppe begeistert zu sein. Eine lange Abfahrt brachte uns nach Pian Frataces (1715 m), dort durch ein Tunnel unter der Strasse zur Gondelbahn auf den Lupo Bianco. Zu neunt hatten wir alle in einer Gondel Platz. Jetzt war es gar nicht mehr weit bis zum Sella-Joch und der Abfahrt nach Wolkenstein, die noch durch mehrere kurze Lifte unterbrochen wurde.
Zum Abschluss und zu einem letzten Kurzschwungtraining fuhren wir noch rasch auf einen Neben-Gipfel des Ciampinoi, um dann eine für uns neue, einfache Abfahrt nach Wolkenstein anzutreten. Um 16:30 trafen wir im Hotel ein. Den Abschluss feierten wir bei einem Apéro im Hotel, wo wir uns auch bei unserem Oberschneehäsli Yvonne für die herrliche Skiwoche bedanken konnten.
Noch einmal genossen wir das Abendessen und nach einem letzten Schlummertrunk an der Bar fielen wir müde in die Betten.
Sa 13.3.
Heimreise ohne Probleme. Ankunft in Zürich 16:20.
Sankt Christina heisst so nach der heiligen Christina von Bolsena. Ihre Geschichte im Heiligenlexikon kann gruseliger nicht sein. Zum Nachlesen nur für starke Nerven. |
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Etwas traurig schaut sie drein mit ihren grossen Kulleraugen. Sie wird z.B. auch in Ravensburg (Kirche St. Christina) verehrt. |