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Pfingstwandern

von Samstag, 10. bis Montag, 12. Mai 2008

Leitung: Yvonne Z., Bericht: Heike

Das waren Bilderbuch-Tage!

Neun Wanderer/innen von UBS - Berg & Ski trafen sich am Pfingstsamstag um 7.15 Uhr zur Fahrt nach Liestal. Man begutachtete sich wegen der Grösse der Rucksäcke, wir kannten uns ja alle seit langem, aber es gab eine Überraschung: Sallehy war eine Neue in unserer Gruppe. Sie ist eine sehr gut deutschsprechende, im Iran aufgewachsene wanderlustige Mathematikerin bei UBS im IT-Bereich, und wir hatten bald alle Spass mit ihr. Anscheinend kaufte sie ihren ersten Wanderhut, über den sich ihr Arbeits­kollege lustig machte (er selbst kaufte ein Flugmodell).  Yvonne M. kreierte darauf den Spruch für die drei Tage: Bubeli spielt – Bubeli gesund!

Yvonne Z, Yvonne M. und Heike

Von Liestal fuhren wir mit dem Postauto nach Reigoldswil. Von dort aus ging es mit der Gondelbahn in die Höhe nach Wasserfallen. Jetzt hiess es Wandern über den Passwang (1265 m), eine steile Treppe hinunter, und das mit einem „Drei-Tage-Rucksack“. Kein Problem! Wir erlebten eine wunderbare Vegetation und blauen Himmel! Die Wiesen standen in Vollblüte mit Löwenzahn, Hahnenfuss, Knabenkraut, Dotterblumen, dazu der wunderbare „Bluescht“ der Bäume! Aber auch im Wald: die Veilchen, Buschwind­röschen, Zahnwurz, einfach wunder­schön! Der Blick ins Tal zeigte uns die wie mit dem Massstab ausgerichteten gelben Rapsfelder! Bald einmal erreichten wir die „Grotte von Lourdes“, wo wir unser Picknick abhielten in sehr gediegener Umgebung. Dort steht das 14. Kreuz der Stationen auf dem Kreuzweg von Jesus. Ich dachte sofort an meine kranke Freundin Majda und betete für sie. Bald einmal ging es weiter bis zum Restaurant „Bremgarten“, wo wir im Garten unseren Durst löschten.


Bis wir in Balsthal um 16 Uhr ankamen, waren wir doch fünf Stunden unterwegs gewesen. Wir sahen noch die Ruine der Burg Neu-Falkenstein auf einem Hügel gelegen hoch über dem Dorf. Der Name Neu-Falkenstein (um 1100 datiert) ist eigentlich ein Irrtum, denn die Burg ist eindeutig älter als das auf der anderen Talseite liegende Alt-Falkenstein. Unter solothurnischer Herrschaft wurde Neu-Falkenstein zum Landvogtsitz. Im Jahre 1798 wurde sie während der Helvetischen Revolution in Brand gesetzt. 1938/39 erfolgten Freilegungsarbeiten der Ruine, bei denen leider nicht sachgemäss vorgegangen wurde und zahlreiche Funde verloren gingen.


In Balsthal sahen wir bald den grossen Platz mit dem Kornhaus zwischen dem Hotel „Kreuz“, und dem Hotel „Rössli“. Im Kornhaus verbrachten wir zwei Nächte. Die Zimmer waren grosszügig ausgestattet, mit allem, was es brauchte. Das Kornhaus wurde 1790 erbaut nach Plänen von Pisoni. Zwischendurch diente es als Frucht-/Salz-Magazin, Spritzenhaus und Seidenzwirnerei. Bei der letzten Renovation 1987 wurde der ursprüngliche Zustand, wie vom Planer Pisoni gezeichnet, wieder hergestellt in den richten Proportionen.


Balsthal wird im Jahre 968 das erste Mal erwähnt als Privileg König Konrads von Burgund für das Kloster Moutier-Grandval. Dieses Kloster hatte wichtige Besitzungen im Thal. Balsthal bedeutet „das grosse Tal“ oder „das Felsental“, was auch zur topographischen Umgebung sehr gut passt. Es war damals schon wichtiger Ausgangspunkt für die Überquerung des unteren Hauensteins zum damals sehr wichtigen Augusta Raurica.

Um 18.30 Uhr wollten wir uns treffen – draussen auf dem schönen Vorplatz des Hotels „Kreuz“. Im Zimmer richteten wir uns ein, duschten und machten uns „fein“ (was so im Rucksack Platz hatte) für das Nachtessen. Yvonne M. und ich machten vor dem Nachtessen noch einen Bummel durchs Städtchen mit dem Besuch der schönen katholischen Kirche St. Marien. Sie steht inmitten einer kleinen Parkanlage. Wir hörten Orgelmusik.

Zum Apéro offerierte Yvonne Z. zwei Flaschen „Weissen”, und schon bald ging es uns bestens, alle „Wanderstrapazen” waren abgestreift. Um 19 Uhr war im Hotel „Kreuz“ für uns am langen Tisch gedeckt. Das feine Menue mundete vortrefflich. Die Einen machten nach dem Nachtessen noch einen Dorfbummel mit Schlummertrunk, die Anderen genossen bereits das Bett im Kornhaus.


Für den Pfingstsonntag war das Morgenessen um 8 Uhr im Hotel „Kreuz“ angesetzt. Ich genoss mein feines Müesli mit frischem Fruchtsalat, andere mussten mit „heissem“ Frischback-Brot vorlieb nehmen, aber Schinken, Käse, Konfi, Honig, Saft, Kaffee nach Belieben – es war alles da zum sich Bedienen. Frisch gestärkt, nahmen wir um 9 Uhr den steilen Aufstieg in Angriff über die Schwängimatt, 1000 m, ca. 2 Stunden. Wir sahen Hochlandrinder; es hatte einen Deltaflugplatz. Zwischendurch mussten wir lachen über Mahwasch, wenn sie meinte: Bubi würde sagen: „Was willst du sechs Stunden in der Gegend umherlaufen, und das mit dem komischen Hütchen, ha, ha.“ Aber Mahwasch war so aufgestellt und glücklich in der Schweizer Bergwelt. Es war eine helle Freude, dass ein so aufgestellter Mensch neu in unserer Gruppe weilte. Unser nächstes Ziel war das Höllchöpfli mit 1230 m. Mächtige Wände aus Kalkstein prägen den Westgrat des Höllchöpfli. Es ging rauf und runter, vielfach über Wege mit viel lockerem Laub. Da hiess es aufpassen, Kopf hinunter –  „Hans guck in die Luft“ wäre gefährlich gewesen. Auch gab es rechter Hand steile Abhänge – aber auch Heike meisterte „die heikle Situation“. Dafür gab es immer wieder Ausguckpunkte ins Tal zu den leuchtenden Rapsfeldern. Aber die steilen Kalksteinwände des Juras waren sehr typisch zu erkennen. Wir fanden einen schönen Picknickplatz, wo wir uns gemütlich entspannen konnten. Ein einheimisches Ehepaar leistete uns Gesellschaft oder wir ihnen. Das nächste Ziel war Balmberg. Wir wanderten über Schmidenmatt, Stierenberg in Richtung Kurhaus Balmberg. Im Gartenrestaurant löschten wir unseren Durst, bevor wir nach Balsthal wieder zurückfuhren. Heute waren wir sieben Stunden auf der Tour unterwegs. Aber es war wunderschön, wenn auch anstrengend. Selbst unsere zwei Männer stöhnten über müde Glieder.


Aber der Tag sollte uns noch einen krönenden Abschluss bieten. Da im Hotel „Kreuz“ ab 15 Uhr Wirtesonntag ist, hatte Yvonne Z. beim Rekog­noszieren bereits das feine Restaurant „Pintli Neu-Falkenstein“ für uns reserviert. Das „Pintli“ ist kein Restaurant, das sich mit Noblesse auszeichnen will. Es wirkt durch seinen ganz besonderen Charme. Es wirkt durch die Herzlichkeit der Wirtsleute und die liebevolle Dekoration, welche die Wirtin zum Teil anscheinend im Brockenhaus oder auf dem Flohmarkt gefunden und genial präsentiert hat. Der Küchenchef umschreibt sein Menue-Angebot als gesund, fein, natürlich, nicht schwer und mit vielen Kräutern – und es war wirklich aus- gezeichnet: Nach einer gluschtigen Vorspeise gab es zum Kalbs­geschnetz­elten mit frischen Pilzen eine knusprige Röschti und einen wunderbaren Dessert. Dazu tranken wir (zwei bevorzugten Wasser) vier halbe Liter Roten. Mahmasch war so begeistert von der Schweizer Röschti und sagte: „Ich suche mir einen Schweizer Mann, der eine gute Röschti braten kann.“ Männer meldet euch!

Als wir aus dem „Pintli“ herauskamen, erlebten wir noch eine „Zugabe“: Über uns glühte die Burg Neu-Falkenstein mit Nachtbeleuchtung!


Ich glaube, diese Nacht schlief jeder gut und träumte vom wunderschönen Erlebnis des tollen Tages!

Pfingstmontag – letzter Tag! Wir trafen uns um 7.30 Uhr zum Frühstück. Eigentlich war der Sonntag sehr streng gewesen, so dass wir heute etwas weniger Anspruchsvolles unternehmen wollten. Aber nach erholsamer Nacht war die „gute“ Gruppe wieder zu frischen Taten bereit. Wir wären alle enttäuscht gewesen, Yvonne M. hat das schon am Vorabend bekundet, wenn wir die Burgentour hätten fallen lassen. Obwohl der Morgen etwas dunstig war, hofften wir alle noch auf Sonne! Wir wanderten wieder einmal hinauf, nachdem wir von Bahnhof Balsthal ein Wohnhausviertel passiert hatten. Unser Ziel war die Burg Alt-Falkenstein, 520 m.  1420 erwarb Solothurn die Burg samt allen Herrschaftsrechten für 3000 Gulden. Im Jahr 1800 veräusserte die Regierung der Helvetischen Republik Alt-Falkenstein für 7500 Gulden an Private. Sie verwahrloste aber und befand sich um 1900 bereits im ruinösen Zustand. 1923 wurde sie wieder von der Familie Feigenwinter aus Arlesheim dem Kanton Solothurn übergeben, der diese bis 1933 wieder herstellen und darin ein Heimatmuseum einrichten liess.


Wir wanderten durch schönen Wald mit viel blühendem Bärlauch. Welcher „Duft“! Dann ging es durch den Oensinger Roggen. Wir sahen die Neu-Bechburg, und inzwischen hatten wir auch das „Ah-Erlebnis“ mit blauem Himmel. Wunderschön zeigten sich Sonnenstrahlen im dichten Wald (Margrits Foto). Die Neu-Bechburg ist das Wahrzeichen von Oensingen. 1635 wurde sie vorüber­gehend zum Sitz des Bischofs von Basel. Zwischendurch diente sie als Armenhaus, Privatwohnung und Wirtshaus und zuletzt als Steinbruch. 1835 wurde sie vom Basler Johannes Riggenbach erworben. Sein Sohn Friedrich restaurierte sie ab 1880. Die Erben von G. Wackernagel-Riggenbach verkauften 1975 die Burg an den Oensinger Ehrenbürger Dr. Walter Pfluger-Baumgartner, der sie der Stiftung „Schloss Neu-Bechburg“ schenkte. Endlich war auch „unsere“ Pflanze angeschrieben: der Zahnwurz. Gegen 12 Uhr waren wir auf einer wunderschönen Blumenwiese ange­kommen, wo wir uns zur Mittagsrast entschlossen und unsere letzten „Brot- und Tranksamen“ genossen.


Yvonne Z. hatte für den Heimweg ins Kornhaus eine gute Idee: Wir wanderten über Holderbank dem Römerweg entlang nach Balsthal. Es war ein recht schöner Weg. Im Kornhaus hatten wir im Zimmer 154 unser „3-Tage-Gepäck“ deponiert, das wir jetzt wieder fassen konnten. Da wir bis zur Abreise nach Zürich um 16.31 Uhr noch genügend Zeit hatten, verwöhn­ten sich die Meisten auf dem Platz vom Hotel „Kreuz“ noch mit einem feinen Coupe oder einer kalten Erfrischung.


Waren das wunderschöne Pfingsten, alles hat gestimmt, sogar Petrus hat mitgemacht. Unsere Gruppe war einfach grossartig – wie eingeübt – jeder lief das gleiche Tempo!