Der Berg ruft:
Von Seewis auf den Vilan (2376 m)
Obwohl die Tage vor dem 23. Juni unbeständig waren, liessen sich zwölf unermüdliche Wander/innen nicht von der Tour abhalten. Optimistisch, der Himmel war noch bedeckt, es konnte nur besser werden, fuhren wir mit der Bahn (ab ZH 7.37 h) und Postauto bis Seewis Post (947 m ü.M.). Im Restaurant „Chesa Plana“ waren wir angemeldet für eine kleine morgendliche Stärkung, denn laut Programm stand uns ein 4 ½-stündiger Aufstieg bevor.
Der Vilan und die Ortschaft Malans am Eingang des Prättigaus
Zuerst mussten wir auf einer Asphaltstrasse langsam Höhenmeter gewinnen. Aber schon bald konnten wir links abbiegen, und der Weg führte uns am Wiesenrand dem Wald entlang in die Höhe. Der Nebel spielte, so dass wir noch keine gute Sicht hatten. Aber auch ein Nebelmeer kann eine schöne Naturerscheinung bilden. Yvonne schaute auf ihren Höhenmesser: Ihr seid eine super Gruppe, wir liegen sehr gut in der Zeit. Also hiess es bei 1560 m eine kurze Rast, sprich Trinkpause, einzulegen.
Ab und an drückte der blaue Himmel, aber wir wurden auch sonst entschädigt: Obwohl die in dieser Gegend geschützten Narzissen bereits verblüht waren, bewunderten wir eine Vielfalt schöner Vegetation: Trollblumen, verschiedene Arten Knabenkraut, Schneerosen, Leimkraut, den Frühlings- und Grossblütigen Enzian, das Seifenkraut, Feuerlilien, Akelei, Arnika, Berg-Baldrian, die „Alten Mannen“, Ragwurz – der uns ganz besonders exotisch erschien –, Hahnenfuss, Denkeli. Ich könnte noch viel mehr Pflanzen aufzählen, aber am Eindrücklichsten war die Pracht der Alpenrosen!! Riesige Felder in verschieden roten Farbnuancen durchwanderten wir!
Wir sahen den „Vilan“ bald einmal vor uns. Ich bin nicht so „bergversiert“, aber auch andere hörte ich nachher von ihren Bedenken erzählen: Dort hinauf und dann noch diesen Grat überwinden... ??? Aber wir waren eine gute Gruppe, und bald einmal erreichten wir geschlossen den Gipfel. 4 ½ Stunden waren laut Programm eingeplant, und wir benötigten dreiviertel Stunden weniger für den Aufstieg. Yvonne, unsere Tourenleiterin, lobte uns. Wir konzentrierten uns auf den etwas unwegsamen Aufstieg in schmaler Spur, als wir plötzlich ein Pfeifen hörten und schon sahen wir einige Murmeltiere, genau konnten wir die Anzahl nicht ausmachen.
Schade, auf dem Gipfel zogen immer wieder Nebelschwaden vorbei, so dass wir keine gute Fernsicht erleben konnten. Wir stärkten uns aus dem Rucksack und mussten bald einmal sagen: Lasst uns den Abstieg in Angriff nehmen. Die einen klagten über kalte Hände, Irene zeigte sogar ihren „weissen“ Finger – wie abgestorben. Alfred zeigte sich bald einmal in der Winterausrüstung: Wollkappe und Handschuhe.
Wir kamen auf dem Abstieg zügig voran. Zum Glück hatte jeder Wanderstöcke dabei, die in dieser Situation eine gute Hilfe waren. Wie schon oben erwähnt: Die riesigen Matten Alpenrosen waren so eine Pracht, wie ich es selbst noch nie gesehen habe!
Um 16 Uhr erreichten wir die Bergstation Älpli (1801 m). Da wir erst für 17.30 Uhr zur Talfahrt nach Malans angemeldet waren (obligatorisch), konnten wir einen gemütlichen „Einkehrschwung“ halten. Die Bergstation klebt wie ein Adlerhorst am Berghang und wird von Freiwilligen betrieben. Unsere Bedienung war sehr aufgestellt und freundlich: Männerriege von Malans.
Die Älplibahn wurde zu Beginn des Zweiten Weltkrieges als Materialseilbahn für den Grenzschutz gebaut. Dank privater Initiative kann diese Bahn betrieben werden, und sie führte uns sicher nach Malans hinunter. Anschliessend fuhren wir zurück nach Zürich.
War das ein schöner Tag! Ich glaube, jede/r ging aufgestellt und glücklich heim! Danke Yvonne!!!!
Heike